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Rosenkreuzer sehen manches anders - Gebet

Das Gebet ist eine magische Formel, die Antwort erwartet von einer höheren Instanz. Für den Rosenkreuzer hat das Gebet ebenfalls eine magische Kraft.

"Jetzt hilft nur noch beten!“, denkt oder sagt so mancher, wenn er nicht mehr ein noch aus weiß. Das Verlangen nach Hilfe, nach Rettung, nach Erlösung kommt darin zum Ausdruck und es gebiert diesen Anruf zu einer höheren Instanz.

Wenn der Mensch nicht weiter weiß, erinnert er sich nur allzu gerne an eine tief sitzende Gewissheit: es gibt eine Macht, die größer ist als die der Menschen. Sich dieser Macht anzuvertrauen, sich ihr zu unterwerfen, bedeutet im Allgemeinen beten.

Welchen Inhalt ein Gebet auch haben mag, es ist immer an eine Instanz außerhalb des eigenen Wesens gerichtet. Und da der Mensch in gewissem Sinne auch ein Magier ist, sind seine Gebete wie Formeln, die im unsichtbaren Feld unserer Existenzebene eine Antwort aufrufen – dort, wo alles Menschliche widerspiegelt wird.

Was dabei weniger bekannt sein könnte, ist die Tatsache, dass der Bewusstseinszustand des Betenden ausschlaggebend ist für die Resonanz seines Gebetes. Gebete sind intensive Energien, die von jenen Schwingungsebenen empfangen werden, die eine Entsprechung dazu haben und die sie beantworten können.

Was aber bedeutet das Gebet für Rosenkreuzer?

Vor Jahren lernte ich in einem sprachwissenschaftlichen Vortrag über den Begriff Gebet, dass die Vorsilbe "Ge“ zurückgeht auf die Rune für "Leben“, und dass die zweite Silbe nichts zu tun hat mit dem Wortstamm "bitten“, sondern von "betten“ abgeleitet wurde. Frei übersetzt könnte man das Gebet bezeichnen als "betten in das Leben“.

Diese sprachlichen Zusammenhänge passten erstaunlich gut zu meinen Erfahrungen auf dem spirituellen Weg. Das Leben, das wahre und wirkliche Leben fand ich tief in mir selbst. Dort im Urgrund meines Herzens erwachte etwas, was die Rosenkreuzer "Rose des Herzens“ nennen, das Kernprinzip einer unsterblichen Seele. Dieser geheimnisvolle Ort, dieser Raum ist auch das "stille Kämmerlein“, wenn im Neuen Testament vom Gebet die Rede ist. Hier existiert eine besondere Schwingung, eine Vibration, die nichts zu tun hat mit dem übrigen Wesen Mensch. Die Schwingung der Rose des Herzens ist sehr hoch und korrespondiert nicht mit dem Feld irdischer Widerspiegelungen, sondern unmittelbar mit der Lichtschwingung des "anderen Reiches, das nicht von dieser Welt“ ist.

Sich dort einzuschwingen, sich da hinein zu betten, das bedeutet für mich wirklich beten. Hier bedarf es keiner Worte, denn das Licht weiß, was die erwachende Seele benötigt. Dann geht es auch nicht mehr um persönliche Wünsche, Bitten, Ängste oder Sorgen, sondern nur um diese Schwingung, die Licht und Leben für die neue Seele bringt.

Deshalb wird im Matthäus Evangelium der Rat gegeben: "Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich“ Die verschleierten Andeutungen dieser Zeilen werden im Licht des Lebens und der Erkenntnis zur leuchtenden Klarheit.

So verstanden, kann jedes Gebet zu einer magischen Handlung werden, die im Überpersönlichen, im Lichtfeld des anderen Reiches ihre Resultate beweist.