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Der dritte Tag

Die Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz

Esoterische Analyse der Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz anno 1459 von Jan van Rijckenborgh.

Der dritte von sieben Tagen der Alchimischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz ist der Tag der Prüfungen. Hier lesen Sie den Urtext des dritten Tages aus dem Einweihungsroman von Johann Valentin Andreae (1616). Innerhalb des Textes finden Sie ausgewählte Kommentare aus der esoterischen Analyse von Jan van Rijckenborgh sowie Links zu weiterführenden Artikeln, die von Schülern des Lectorium Rosicrucianum verfasst wurden.

Um dem Online-Leser die Orientierung zu erleichtern, wurden in den Urtext Zwischenüberschriften eingefügt.

Die Buchausgabe in zwei Bänden ist erschienen bei:

Rozekruis Pers – Haarlem – Niederlande
Teil 1: Dritte, überarbeitete Ausgabe 1997
Teil 2: Zweite, überarbeitete Ausgabe 1991

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil dieser Texte und Bilder darf in irgendeiner Form durch Druck, Photokopie, elektronische Medien oder irgendein anderes Verfahren ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages reproduziert werden.


DRITTER TAG
Die Prüfungen

Sobald nun der liebe Tag angebrochen war und die helle Sonne sich über die Berge erhoben und ihr anbefohlenes Amt am Himmel wieder übernommen hatte, begannen meine guten Kämpfer sich von ihren Betten zu erheben und sich allmählich auf ihre Prüfung vorzubereiten. Deswegen kam einer nach dem anderen wieder in den Saal herein, wünschte einen guten Tag und fragte, wie wir die Nacht geschlafen hätten. Als sie nun unsere Stricke sahen, lachten viele uns aus, weil wir uns so verzagt ergeben hätten und es nicht wie sie auf Glück oder Unglück gewagt hätten, obwohl einige, denen das Herz klopfte, nicht so laut darüber redeten. Wir entschuldigten uns mit unserem Unverstand und hofften, wir würden nun bald frei sein und diesen Spott als einen Spaß ansehen können, während sie noch nicht allem entronnen waren und vielleicht die größte Gefahr noch vor sich hatten.

Als sich nun endlich alle wieder versammelt hatten, begann man wie früher zu trompeten und die Pauken zu schlagen. Da glaubten wir, nun würde sich der Bräutigam präsentieren. Das war jedoch ein großer Irrtum. Es war wieder die Jungfrau wie am vorigen Tag. Sie war ganz in roten Samt gekleidet und mit einem weißen Band gegürtet. Auf ihrem Haupt trug sie einen grünen Lorbeerkranz, der ihr trefflich stand. Ihr Gefolge bestand nun nicht mehr aus Lichtlein, sondern aus ungefähr zweihundert geharnischten Männern, die alle wie sie in Rot und Weiß gekleidet waren.

Sobald sie nun vom Stuhl gesprungen war, kam sie zu uns Gefangenen, und nachdem sie uns begrüßt hatte, sagte sie mit wenigen Worten: »Dass etliche von euch ihr Elend erkannt haben, lässt sich mein gestrenger Herr gefallen und will es euch auch genießen lassen.« Und als sie mich in meinem Gewand erblickte, lachte sie und sprach: »Siehe an, du hast dich auch unter das Joch begeben! Ich meinte, du hättest dich so gut vorbereitet?« Mit diesen Worten trieb sie mir die Tränen in die Augen.

Kommentar 13: Der Urteilsbrand im Eingangstempel

So beginnt der dritte Tag mit dem Urteilsbrand im Eingangstempel ... Jeder Kandidat muss imstande sein, auf der Waagschale den sieben Gewichten zu widerstehen. Zweifellos werden Sie erkennen, welche Gewichte das sind. Es sind die sieben Strahlen des Siebengeistes, denen der wahre Kandidat entsprechen muss. Wer auf diese sieben Strahlen nicht positiv reagiert, wird seinem eigenen Seinszustand nach, als Naturgeborener, in die Natur des Todes zurückverwiesen. Wer sich der Dialektik entziehen will, aber die erforderlichen Eigenschaften noch nicht besitzt, wird immer wieder in die Dialektik zurückgeworfen. Das ist keine Strafe, sondern Gesetz. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 149)

Die goldene Waage mit sieben Gewichten

Darauf befahl sie, uns loszubinden und an einen Platz zu stellen, von dem aus wir die Waage gut sehen konnten. Dann sagte sie: »Es kann euch noch besser ergehen als einem der Vermessenen, die hier noch ungebunden stehen.«

Unterdessen wurde mitten im Saal eine goldene Waage aufgehängt und ein kleiner, mit rotem Samt bedeckter Tisch aufgestellt, auf den sieben Gewichte gestellt wurden. Zuerst ein ziemlich großes, dann vier kleine für sich und schließlich noch zwei große, auch für sich. Diese Gewichte waren im Verhältnis zu ihrer Größe so schwer, dass es kein Mensch glauben oder verstehen kann. Jeder Geharnischte aber hatte außer einem entblößten Schwert noch einen starken Strick. Sie wurden übereinstimmend mit der Zahl der Gewichte in sieben Rotten aufgeteilt, und aus jeder Rotte wurde einer für sein Gewicht gewählt. Darauf schwang die Jungfrau sich wieder auf ihren hohen Thron. Sobald sie sich nun verneigt hatte, begann sie mit lauter Stimme zu sprechen:

Wer in eines Malers Werkstatt geht
und vom Malen nichts versteht,
jedoch davon redet mit großer Pracht,
der wird von vielen ausgelacht.

Wer sich begibt in einen Künstlerorden
und ist doch nicht erwählet worden
und wirket dort mit großer Pracht,
der wird von vielen ausgelacht.

Wer bei einer Hochzeit bald erscheint
und war doch niemals selbst gemeint,
und kommt doch herein mit großer Pracht,
der wird von vielen ausgelacht.

Wer nun auf diese Waag' gestiegen,
und die Gewichte können ihn nicht wiegen,
fährt er hinauf mit großer Kraft,
der wird von vielen ausgelacht.

Das Wiegen der Kaiser, Könige und Herren

Sobald die Jungfrau ausgesprochen hatte, befahl sie einem der Knaben, alle in eine Reihe zu stellen und einen nach dem anderen auf die Waage steigen zu lassen. Einer der Kaiser weigerte sich nicht, sondern nachdem er sich zuerst vor der Jungfrau verneigt hatte, bestieg er in seinem stattlichen Ornat die Waage. Darauf legte jeder der Rottenführer sein Gewicht auf die Waage, denen der Kaiser zu jedermanns Verwunderung standhielt. Aber das letzte Gewicht wurde ihm zu schwer, so dass er mit solcher Betrübnis emporstieg, dass sich sogar die Jungfrau erbarmte, wie mir schien. Sie gab den Ihren einen Wink zu schweigen, auch wurde der gute Kaiser nicht gebunden und der sechsten Rotte übergeben.

Nach ihm kam ein Kaiser daher, der stolz auf die Waage trat, denn weil er ein großes, dickes Buch unter dem Rock trug, meinte er, er würde standhalten. Als er aber kaum das dritte Gewicht aushielt und unbarmherzig hinaufgezogen wurde und ihm außerdem noch durch den Schreck das Buch entfiel, fingen alle Soldaten an zu lachen. Er wurde gebunden der dritten Rotte überliefert. So erging es noch etlichen Kaisern, die alle spöttisch ausgelacht und gebunden wurden.

Nach diesen kam ein kleiner Mann, auch ein Kaiser, mit einem krausen braunen Bart. Er stellte sich nach der üblichen Verbeugung auch auf die Waage. Er hielt sich so standhaft, dass ich meinte, wenn noch mehr Gewichte vorhanden wären, würde er sie auch aushalten. Da erhob sich die Jungfrau schnell, verneigte sich vor ihm und ließ ihm einen Rock aus rotem Samt anlegen. Schließlich reichte sie ihm einen von den vielen Lorbeerzweigen, die sie auf dem Stuhl hatte, und forderte ihn auf, auf den Stufen ihres Throns Platz zu nehmen.

Von den hohen Häuptern blieben wenige

Zu erzählen wie es nach diesem anderen Kaisern, Königen und Herren ergangen ist, würde zu lange dauern. Jedoch kann ich nicht unerwähnt lassen, dass von diesen hohen Häuptern wenige blieben, obwohl ich entgegen meiner Befürchtung viele feine Tugenden an ihnen fand. Einer konnte dieses Gewicht aushalten, der andere ein anderes, einige zwei, einige drei, vier oder fünf Gewichte. Wenige aber bestanden die Prüfung ganz. Wer versagte, wurde von den Rotten tüchtig ausgelacht.

Nachdem nun auch die Prüfung der Adligen, Gelehrten und anderer erfolgt war und bei jedem Stand entweder einer oder zwei, manchmal aber auch gar keiner, gefunden wurde, kamen die Herren Volksbetrüger und Lapis Spitalauficus-Macher an die Reihe (ironische Bezeichnung für jene, die den lapis philosophicus, den Stein der Weisen, imitieren). Sie wurden mit solchem Gespött auf die Waage gestellt, dass mir sogar in meinem Leid der Bauch vor Lachen zerspringen wollte. Auch die Gefangenen konnten sich des Lachens nicht erwehren. Denn die meisten brauchten das Urteil des Gerichts nicht abzuwarten, sondern wurden mit Peitschen und Geißeln von der Waage gejagt und zu den anderen Gefangenen geführt, jedoch jeder zu seiner Rotte.

Es blieben von dem großen Haufen so wenige übrig, dass ich mich schäme, ihre Zahl zu nennen. Es waren jedoch auch hohe Personen darunter, obwohl man den einen wie den anderen mit dem Gewand aus Samt und dem Lorbeerzweig ehrte.

Als nun die Prüfung vollendet war und niemand mehr beiseite stand außer uns armen gebundenen Hunden, trat schließlich einer der Hauptleute hervor und sagte: »Gnädiges Fräulein, wenn es Euer Gnaden gefällig ist, sollte man diese armen Menschen, die ihren Unverstand erkennen, ohne Gefahr und nur zum Scherz auf die Waage stellen. Vielleicht ist doch etwas Rechtes unter ihnen.«

Zuerst war ich in großen Nöten, denn in meiner Heimsuchung war es mir gerade ein Trost, dass ich nicht so schändlich dastehen und von der Waage gepeitscht werden sollte. Denn ich zweifelte nicht daran, dass viele der Gefangenen wünschten, sie wären zehn Nächte bei uns im Saal geblieben.

Da es die Jungfrau erlaubte, musste es sein. Wir wurden losgebunden und einer nach dem anderen auf die Waage gestellt. Obwohl es meistens misslang, wurden sie jedoch weder ausgelacht noch gepeitscht, sondern friedlich beiseitegestellt. Mein Gefährte war der Fünfte. Er hielt sich gut, weswegen viele, besonders aber der Hauptmann, frohlockten. Die Jungfrau erwies ihm die übliche Ehrung.

Kommentar 14: Was ist Gotteserkenntnis?

Was ist die wahre Gotteserkenntnis? Sie müssen lernen, Gott als den einen Quell des Lebens zu erkennen, als das Allein-Gute, als Tao, wie die alte chinesische Weisheit es nennt: nicht theoretisch, nicht dogmatisch, nicht auf Befehl, sondern in Wahrheit und Wirklichkeit. Das ist keine mystische Ausrichtung und auch kein verstandesmäßiges Erfassen, sondern ein völlig ichloses Öffnen des ganzen Wesens für den ersten Strahl der vollkommenen Zahl, so dass den Kandidaten eine unendliche Festigkeit, eine unerschütterliche Sicherheit und eine unermeßliche Güte berühren, umgeben und ihn in Besitz nehmen. Quer durch alle Widerstände hin ist dann zum ersten Mal im Leben des Menschen eine niemals mehr weichende Lebensbasis geboren, die nichts mit dem normalen Leben zu tun hat. Diese Basis muss der gnostische Mensch an erster Stelle finden. Auf diesem Fels muss er gefunden werden. Das ist das erste Gewicht, dem er standhalten muss. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 168)

 

Christian Rosenkreuz wird gewogen: »Der ist es!«

Der Nach ihm schnellten wieder zwei hinauf. Ich aber war der Achte. Als ich zitternd auf die Waage trat, sah mich mein Gefährte, der in seinem Samtrock dort saß, freundlich an, und sogar die Jungfrau lächelte ein wenig. Nachdem ich aber allen Gewichten standgehalten hatte, befahl die Jungfrau, mich mit Gewalt nach oben zu ziehen. Daher hängten sich noch drei Mann an die andere Schale der Waage, die aber nichts vermochten. Da stand einer der Knaben auf und rief überlaut: »Der ist es!« Worauf der andere antwortete: »So gebt ihm seine Freiheit.« Was die Jungfrau bewilligte.

Nachdem ich mit gebührenden Zeremonien aufgenommen worden war, gab man mir die Wahl, einen der Gefangenen, der mir gefiel, zu erlösen. Ich besann mich nicht lange und wählte den ersten Kaiser, der mir am meisten leid tat. Er wurde freigelassen und mit allen Ehren zu uns gesetzt.

Als auch der Letzte auf die Waage gestellt und zu leicht befunden wurde, hatte die Jungfrau inzwischen meine Rosen entdeckt, die ich vom Hut in die Hände genommen hatte. Sie erbat sie von mir durch ihren Edelknaben. Ich schenkte sie ihr gern. So endete also dieser erste Akt um zehn Uhr vormittags, und wieder erklangen die Trompeten, die wir jedoch zu der Zeit noch nicht sehen konnten.

Die sechs Urteile

Unterdessen mussten die Rotten mit ihren Gefangenen abtreten und das Urteil abwarten. Darauf wurde der Rat von den sieben Obersten und uns gebildet und von der Jungfrau, als Präsidentin, die Sache vorgetragen. Es sollte jeder seine Meinung sagen, was mit den Gefangenen zu geschehen habe. Die erste Meinung war, man solle sie alle töten, doch den einen härter als den anderen, je nachdem sie sich den festgesetzten Bedingungen entgegengestellt hätten. Andere wollten sie gefangen halten, jedoch beides gefiel weder der Präsidentin noch mir.

Schließlich wurde durch den einen Kaiser, den ich befreit hatte, einen Fürsten, meinen Gefährten und mich die Angelegenheit so geregelt: Zuerst sollten die vornehmen Herren still aus dem Schloss geführt werden. Andere könnte man etwas spöttischer hinausgeleiten. Man sollte sie ausziehen und nackt fortlaufen lassen. Die Vierten sollte man mit Ruten geißeln oder mit Hunden hinausjagen. Die sich am Tage zuvor willig ergeben hätten, sollte man ohne Vergeltung ziehen lassen. Die Mutwilligen aber, die sich bei der gestrigen Mahlzeit so ungebührlich verhalten hatten, sollten je nach ihrem Vergehen an Leib und Leben gestraft werden.

Diese Meinung gefiel der Jungfrau wohl, und sie behielt die Oberhand. Zu allem Überfluß wurde jedem noch ein Mittagessen zugebilligt, was ihnen sofort mitgeteilt wurde. Die Urteilsverkündung wurde auf zwölf Uhr mittags verschoben. Hiermit war die Beratung zu Ende.

Die Mahlzeit des Gerichts

Darauf begab sich die Jungfrau mit ihrem Gefolge an ihren gewohnten Platz. Uns aber wurde der obere Tisch angewiesen mit der Bitte, wir möchten damit vorlieb nehmen, bis alles abgelaufen sei. Dann sollten wir zum Bräutigam und zur Braut geführt werden. Damit ließen wir uns gern vertrösten.

Inzwischen wurden die Gefangenen wieder in den Saal gebracht und jeder seinem Stand gemäß gesetzt. Auch wurde ihnen befohlen, sich etwas geziemender als gestern zu verhalten. Dieses Verbotes hätte es jedoch nicht bedurft, denn ihnen war der Mut sowieso vergangen.

Nicht um jemandem zu schmeicheln, sondern der Wahrheit zuliebe muss ich sagen, dass die hohen Personen sich im Allgemeinen am besten in diese unverhoffte Lage schickten. Ihre Behandlung war zwar ziemlich schlicht, jedoch ehrlich. Sie konnten ihre Aufwärter auch jetzt noch nicht sehen, uns aber waren sie sichtbar, was mich sehr erfreute. Obwohl uns aber das Glück erhöht hatte, dünkten wir uns nicht mehr als andere und sprachen ihnen Mut zu, es werde schon nicht so übel ausgehen. Sie hätten nun gern das Urteil von uns erfahren, aber es war uns so streng verboten, dass niemand etwas davon verlauten ließ. Doch trösteten wir sie, so gut wir konnten, und tranken auch mit ihnen, damit der Wein sie etwas fröhlicher mache.

Die Auszeichnug mit dem Goldenen Vlies

Unsere Tafel war mit rotem Samt bedeckt und mit lauter silbernen und goldenen Trinkgefäßen besetzt, was die anderen mit Verwunderung und großem Schmerz sahen. Ehe wir uns gesetzt hatten, kamen die beiden Knaben herein und ehrten jeden von uns im Namen des Bräutigams mit dem Goldenen Vlies mit einem fliegenden Löwen darauf. Wir wurden aufgefordert, diese an der Tafel zu tragen und den Namen und die Würde des Ordens (den Seine Majestät jetzt stiftete und in dem er uns bald mit der gebührenden Feierlichkeit bestätigen würde) hoch in Ehren zu halten. Wir nahmen diese Auszeichnung mit höchster Demut an und versprachen, alles, was Seiner Majestät beliebte, gehorsam zu verrichten. Außerdem hatte der Edelknabe einen Zettel bei sich, auf dem wir in der richtigen Rangordnung aufgeführt waren. Ich würde meinen Platz darauf nicht verschweigen, wenn es mir nicht vielleicht als Hoffart angerechnet würde, was ein Verstoß gegen das vierte Gewicht wäre.

Die unsichtbaren Aufwärter

Da unsere Mahlzeit sehr reichlich war, fragten wir einen der Knaben, ob es uns erlaubt wäre, unseren Freunden und Bekannten etwas Essen zu schicken. Da keine Bedenken vorhanden waren, schickte jeder seinen Bekannten durch die Diener, die sie nicht sehen konnten, reichlich zu. Und weil sie nicht wussten, woher es kam, wollte ich einem selbst etwas bringen. Sobald ich aber aufgestanden war, gab mir mein Diener eins auf die Haube mit der Mitteilung, er wolle mich freundlich gewarnt haben; denn wenn es einer der Knaben gesehen hätte, würde es vor den König gebracht werden, was mir sicher übel angerechnet würde. Da es aber niemand als er bemerkt hätte, gedenke er mich nicht zu verraten, ich sollte aber weiterhin die Würde des Ordens besser in Acht nehmen. Mit diesen Worten hatte der Diener mir dermaßen den Standpunkt klargemacht, dass ich mich lange Zeit auf meinem Stuhl kaum bewegte. Ich bedankte mich jedoch für die getreue Warnung, so gut mir das in der Eile und bei dem Schrecken möglich war.

Der Pokal Fortunas

Bald darauf begann man wieder zu trompeten, was wir schon gewohnt waren. Wir wussten bereits, dass es die Jungfrau ankündigte. Wir rüsteten uns daher, sie zu empfangen. Sie kam wieder mit ihrem gewohnten Gefolge auf ihrem hohen Sessel daher, und es wurde ihr von einem Knaben ein hoher, goldener Becher und von einem anderen eine Pergamentrolle vorangetragen. Als sie sich anmutig vom Sessel erhoben hatte, nahm sie den Pokal von dem Knaben und übergab ihn uns mit den Worten, dass er uns im Namen des Königs, Seiner Majestät, überbracht werde, und wir sollten ihn ihm zu Ehren herumgehen lassen. Auf dem Deckel des Pokals stand Fortuna, kunstvoll aus Gold gegossen. In der Hand hielt sie ein flatterndes rotes Fähnlein. Deswegen trank ich weniger froh, weil mir die Tücke des Glücks genügend bekannt war.

Kommentar 15: Die Bedeutung der goldenen Fortuna

Die goldene Fortuna ist die Göttin des Glücks, des höchsten Glücks, das ein Menschenkind genießen kann; des Glücks, eintreten zu dürfen in den Zustand wirklicher Menschwerdung; des Glücks der lebenden Seele, weitergehen zu dürfen zum lebendig machenden Geist. Dieses Glück ist ein Ewigkeitszustand und hat nichts mit dem zerbrechlichen und launischen Glück zu tun, welches die Naturgeburt einem Menschen bringen kann. (S. 192)

Es war aber die Jungfrau ebenso wie wir mit dem Goldenen Vlies und dem Löwen geschmückt, woraus ich schloss, dass sie vielleicht die Präsidentin des Ordens sei. Darum fragten wir sie, wie der Orden genannt würde. Sie antwortete uns, es wäre noch nicht an der Zeit, solches zu eröffnen, da die Angelegenheit mit den Gefangenen noch nicht erledigt sei. Darum wären auch ihre Augen noch verschlossen, denn was jetzt geschehen sei, wäre für sie nur Anstoß und Ärgernis, obwohl es noch nichts sei, verglichen mit der Ehre, die uns erwarte.

Das Verlesen der Urteile

Hiermit empfing sie von dem anderen Knaben das Pergament, das aus zwei Teilen bestand. Der ersten Gruppe wurde daraus ungefähr Folgendes vorgelesen:

Sie sollten bekennen, dass sie unwahren, erdichteten Büchern zu leicht geglaubt, sich selbst zuviel zugetraut hätten und so in dieses Schloss gekommen wären, in das sie niemals berufen worden wären. Vielleicht hätte der größte Teil von ihnen vorgehabt, sich hier zu bereichern, um danach um so prächtiger und herrlicher zu leben. Auch hätte einer den anderen verführt und in Spott und Schande gestoßen. Dafür verdienten sie eine gehörige Strafe. Das bekannten sie demütig mit Handschlag.

Die anderen wurden darauf etwas strenger, ungefähr so angesprochen:

Sie wüssten sehr gut und wären in ihrem Gewissen davon überzeugt, dass sie unwahre Bücher geschrieben, andere zum Narren gehalten und betrogen und dadurch die königliche Ehre bei vielen verletzt hätten. So wüssten sie auch, welche gottlosen und verführerischen Bilder sie gebraucht hätten, da sie auch die göttliche Dreifaltigkeit nicht verschonten, sondern sie benutzten, um Land und Leute zu betrügen. Nun wäre es an den Tag gekommen, mit welchen Praktiken sie den rechten Gästen nachgestellt und Unverständige eingesetzt hätten. Es sei auch öffentlich bekannt, dass sie der Hurerei, dem Ehebruch, der Völlerei und anderen unreinen Dingen gefrönt hätten, was gegen die öffentliche Ordnung unseres Königreiches verstoße. Kurzum, sie wüssten, dass sie die königliche Majestät beim einfachen Manne herabgesetzt hätten, und sollten daher bekennen, dass sie öffentlich überführte Volksbetrüger, Schurken und Spitzbuben wären, welche verdient hätten, von redlichen Menschen abgesondert und hart bestraft zu werden.

Dieses Bekenntnis taten sie ungern, da aber nicht nur die Jungfrau selbst ihren Tod beschwor, sondern auch die andere Partei sich heftig gegen sie kehrte und einstimmig klagte, sie wäre von ihnen böswillig hinters Licht geführt worden, haben sie, um großes Unheil zu verhüten, schließlich mit Schmerzen bekannt. Sie fügten jedoch hinzu, was hier geschehen wäre, könnte ihnen nicht allzu hart angerechnet werden. Denn weil die Herren nun einmal in das Schloss gelangen wollten und dafür großen Lohn versprachen, hätte eben jeder all seine List gebraucht, und daher wäre es so weit gekommen, wie es jetzt vor aller Augen läge. Da es aber nicht gelungen war, hätten sie ihrer Meinung nach nicht mehr als die Herren verwirkt. Diese hätten so verständig sein müssen, dass, wenn einer von ihnen sicher hineinkommen könnte, er nicht um eines so schlechten Gewinnes wegen mit ihnen unter großer Gefahr über die Mauern gestiegen wäre. Auch wären ihre Bücher so viel verkauft worden, dass jeder, der sich anders nicht ernähren könnte, einen solchen Betrug beginnen müßte. Sie hofften denn auch, dass man, wenn man gerecht urteilen wolle, was den Herren wie den Dienern auf ihr eifriges Bitten zustehe, gar keine Missetat feststellen würde.

Mit solchen und ähnlichen Worten wollten sie sich entschuldigen. Es wurde ihnen aber geantwortet: Seine königliche Majestät sei entschlossen, alle und jeden zu strafen, jedoch einen härter als den anderen. Denn was von ihnen vorgebracht werde, sei wohl zum Teil wahr, deswegen sollte auch den Herren nichts geschenkt werden. Jene aber, die sich so mutwillig angeboten und Unverständige gegen ihren Willen verführt hätten, sollten sich auf den Tod vorbereiten. Ebenso alle, die mit unwahren Büchern seine königliche Majestät verletzt hätten, was aus ihren eigenen Büchern und Schriften nachzuweisen wäre.

Hierauf erhob sich bei vielen ein erbärmliches Klagen, Weinen und Flehen, Bitten und Auf-die-Knie-fallen, was doch alles nichts half. Es wunderte mich sehr, wie standhaft die Jungfrau sich halten konnte, da das Elend uns doch allen die Tränen in die Augen trieb (obwohl uns die meisten viel Leid und Schmerz angetan hatten) und Mitleid bei uns erweckte. Denn sie sandte schnell ihren Pagen fort. Er kehrte mit all den Geharnischten zurück, die bei der Waage gewesen waren. Ihnen wurde befohlen, jeder solle den Seinen zu sich nehmen und in ordentlicher Prozession in den großen Garten führen, so dass immer ein Geharnischter mit einem Gefangenen ging. Jeder erkannte den Seinen so rasch, dass ich mich wunderte. Es wurde aber auch meinen Gefährten vom gestrigen Tag erlaubt, ungebunden in den Garten zu gehen und der Urteilsvollstreckung beizuwohnen.

Kommentar 16: Die Bedeutung der Strafen

Diese Korrekturen, über die auch die heiligen Schriften aller Zeiten so ausführlich berichten, dürfen Sie nicht als eine Strafe im dialektischen Sinn auffassen, also nicht als Rache, sondern Sie müssen sie als Sicherung des Befreiungsprozesses, des Gottesplans mit Welt und Menschheit sehen und auch als Schutz für alle Betroffenen. Warum wird diese schwarze Seite des menschlichen Lebens in der Alchimischen Hochzeit beleuchtet? Um Sie, die Sie sich – von der Vision der Gnosis gerufen – den Mysterien nähern wollen, vor die Notwendigkeit von Wahrheit, Aufrichtigkeit und Wirklichkeit zu stellen. Denn nur die Wahrheit kann Sie befreien. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 185)

Der Ort des Gerichts

Sobald nun alle nach draußen gegangen waren, erhob sich die Jungfrau von ihrem Stuhl und bat, wir sollten uns auf den Stufen niederlassen und ebenfalls bei der Vollstreckung des Urteils zugegen sein. Wir verweigerten es nicht, sondern ließen alles auf dem Tisch zurück (bis auf den Pokal, den die Jungfrau dem Knaben zur Verwahrung gab) und fuhren in unserem Schmuck auf dem fahrbaren Thron hinaus, der sich so sanft bewegte, als schwebten wir durch die Luft, bis wir in den Garten kamen, wo wir alle aufstanden.

Dieser Garten war nicht besonders schön, aber es gefiel mir, dass die Bäume so ordentlich gesetzt waren. Es war auch ein prächtiger Brunnen da mit wunderbaren Bildern und Inschriften und auch mit seltsamen Zeichen (deren ich, so Gott will, in einem künftigen Buch gedenken werde). In diesem Garten war ein hölzernes Gerüst aufgestellt, das mit schön bemalten Decken verhängt war. Vier Galerien waren übereinander angebracht. Die erste war schöner als die übrigen und deswegen mit einem weißen Vorhang aus Taft bedeckt, so dass wir damals noch nicht wissen konnten, wer darunter verborgen war. Die zweite war leer und unbedeckt. Die letzten beiden waren wieder mit rotem und blauem Taft verhängt.

Sobald wir nun zu dem Gerüst kamen, neigte sich die Jungfrau tief zur Erde, weswegen wir heftig erschraken. Denn wir konnten leicht erraten, dass der König und die Königin nicht fern waren. Nachdem auch wir uns ehrerbietig verbeugt hatten, wie es sich gehört, führte uns die Jungfrau über eine Wendeltreppe auf die zweite Galerie, auf der sie den höchsten Platz einnahm, während wir in unserer vorherigen Ordnung blieben.

Wie sich nun der Kaiser, den ich erlöst hatte, dort und auch zuvor bei der Tafel mir gegenüber benahm, kann ich nicht erzählen, ohne ihm Übles nachzusagen. Denn er sollte sich doch dessen bewusst sein, in welcher Trübsal und Sorge er jetzt wäre, wenn er unter solchem Spott das Urteil hätte abwarten müssen und er doch nur durch mich in solcher Würde und in so hohem Rang stand.

Die Vollstreckung der Urteile

Inzwischen trat die Jungfrau hervor, die mir damals die Einladung überbracht hatte und die ich bis jetzt noch nicht wiedergesehen hatte. Zuerst blies sie in ihre Posaune und eröffnete mit lauter Stimme die Urteilsverkündung:

» Mein allerhöchster Herr, die königliche Majestät, würde wünschen, dass alle, die hier versammelt sind, mit solchen Qualitäten auf Einladung Seiner Majestät erschienen wären, dass sie Ihm zu Ehren in größerer Zahl das hochzeitliche Freudenfest zieren könnten. Weil es aber Gott, dem Allmächtigen, anders gefallen hat, hat Seine Majestät nicht dagegen zu murren, sondern muss sich gegen Seiner Majestät Belieben an die alten löblichen Rechtsbräuche dieses Königreichs halten. Damit aber nun die angeborene Barmherzigkeit Seiner Majestät in aller Welt gerühmt werde, hat sie mit ihren Räten und Edlen beschlossen, das ergangene Urteil wesentlich zu mildern. Es soll also erstens den Herren und Herrschern nicht nur das Leben, sondern auch die Freiheit geschenkt werden. Seine Majestät ersucht euch freundlich, nicht deswegen zu zürnen, dass ihr dem Fest zu Ehren Seiner Majestät nicht beiwohnen könnt, sondern zu bedenken, dass euch ohnehin vom allmächtigen Gott bereits mehr auferlegt ist, als ihr geziemend und in Ruhe tragen könnt, und dass Er die Zuteilung seiner Gaben auf für uns unbegreifliche Weise vornimmt. Auch wird es eurem Ruf nicht schaden, wenn ihr auch von diesem, unserem Orden verworfen wurdet, weil wir nun einmal nicht alle alles können. Da ihr aber von bösen Schelmen verführt worden seid, wird es an ihnen nicht ungestraft bleiben. Seine Majestät hat weiter beschlossen, euch in Kürze einen Catalogus haereticorum (Katalog der Irrlehren) zu verabreichen, damit ihr fortan mit besserer Einsicht Gutes und Böses unterscheiden könnt.

Seine Majestät will auch bald seine Bibliothek durchsehen und die verführerischen Schriften Vulkan opfern. Er bittet euch, ihr möchtet Ihm dabei helfen, und jeder von euch solle mit seinen Schriften ebenso verfahren, damit hoffentlich künftig allem Übel und Schlechten ein Ende gemacht werde. Außerdem sollen sie ermahnt sein, ferner nicht so unbedachtsam zu begehren, hier hereinzukommen, damit die von den Verführern vorgebrachte Entschuldigung nicht gelte und sie nicht von vielen verspottet und verachtet würden.

Schließlich hoffe Seine Majestät, da das Land etwas von ihnen zu fordern habe, dass niemand Beschwerde dagegen einlegen werde, sich durch eine Kette, oder was er sonst zur Hand haben mag, auszulösen und so als Freund von uns zu scheiden sowie von uns begleitet wieder zu den Seinen zurückzukehren.

Die anderen, die das erste, dritte und vierte Gewicht nicht bestanden haben, will Seine Majestät so leicht nicht gehen lassen. Damit aber auch sie die Milde Seiner Majestät spüren mögen, lautet der Befehl, sie nackt auszuziehen und so fortzuschicken. Wer beim zweiten und fünften Gewicht zu leicht befunden wurde, soll außer der Entblößung auch mit einem, zwei oder mehr Brandmalen gezeichnet werden, je nachdem sie leichter oder schwerer befunden wurden. Jene, die nur vom sechsten oder siebten Gewicht ohne die anderen hinaufgezogen wurden, sollen etwas gnädiger behandelt werden.«

Und so ging es weiter, denn es wurde für jede Kombination eine besondere Strafe verordnet, aber es würde zu lange dauern, das alles hier zu erzählen.

»Jene, die sich gestern abend freiwillig zurückgezogen haben, sollen ohne jede Vergeltung frei gehen dürfen. Schließlich sollen die erwiesenen Volksbetrüger, die keinem Gewicht standhalten konnten, an Leib und Leben je nach Gelegenheit mit dem Schwert, Strang, durch das Wasser oder Ruten gestraft werden. Diese Urteile sollen unwiderruflich anderen zur Warnung vollzogen werden.«

Hiermit brach unsere Jungfrau den Stab. Darauf blies die andere Jungfrau, die das Urteil verlesen hatte, in ihre Posaune und trat mit großer Ehrerbietung zu jenen, die hinter dem Vorhang standen.

Die Zahl der Gefangenen und ihre Gewichte

Aber ich kann es nicht lassen, dem Leser etwas über die Zahl unserer Gefangenen zu eröffnen. Es waren sieben, die ein Gewicht, und einundzwanzig, die zwei Gewichte bestanden hatten. Fünfunddreißig hatten drei, fünfunddreißig vier, einundzwanzig fünf und sieben sechs Gewichte ausgehalten. Unter denen aber, die bis zum siebten kamen und ihm doch nicht standhalten konnten, war der, den ich befreit hatte. Außerdem gab es viele, die völlig versagt hatten. Und es waren etliche, die alle Gewichte zu Boden gezogen hatten.

So habe ich es eifrig errechnet und auf meine kleine Schreibtafel geschrieben, als sie alle vor uns standen. Es ist sehr verwunderlich, dass unter all denen, die etwas gewogen haben, keiner dem anderen gleich war. Denn obwohl es fünfunddreißig waren, die drei Gewichte ausgehalten hatten, so waren es bei dem einen die Gewichte eins, zwei und drei, bei dem anderen drei, vier und fünf, beim dritten fünf, sechs und sieben und so weiter. Es war also unter den einhundertsechsundzwanzig, die etwas gewogen hatten, sonderbarerweise nicht einer dem anderen gleich. Ich könnte sie alle mit ihren Gewichten nennen, welches mir aber zur Zeit noch verboten ist. Ich hoffe aber, es wird später mit entsprechender Erklärung offenbart werden.

Der Trunk des Vergessens

Als nun dieses Urteil verlesen war, waren die Herren ganz zufrieden, weil sie bei solcher Strenge nicht auf ein so mildes Urteil rechnen durften. Deshalb gaben sie auch mehr, als man begehrte, lösten sich mit Ketten, Geschmeide, Gold, Geld und anderem, soviel sie nur bei sich hatten, aus und nahmen ehrerbietig Abschied. Obwohl es den königlichen Dienern verboten war, jemand bei seinem Abzug zu verspotten, konnte doch mancher Spottvogel das Lachen nicht zurückhalten. Es war auch lächerlich genug, wie sie sich so schnell und ohne sich umzusehen aus dem Staube machten. Einige baten, man möge ihnen den versprochenen Katalog bald zukommen lassen. Sie wollten sich mit ihren Büchern so verhalten, dass es der königlichen Majestät wohlgefällig sei. Das wurde ihnen abermals zugesagt, und am Tor wurde jedem aus einem Becher ein oblivionis haustes gegeben, damit er sein Unglück vergaß.

Nach diesen zogen die Freiwilligen fort, und man ließ sie um ihrer Redlichkeit willen passieren, aber sie sollten niemals auf solche Weise wiederkommen. Wenn ihnen aber, wie auch den anderen, etwas mehr geoffenbart worden sei, dann sollten sie liebe Gäste sein.

Inzwischen wurden die anderen entkleidet, wobei wiederum je nach eines jeden Verfehlung verschieden vorgegangen wurde. Einige wurden nackt, aber unversehrt fortgeschickt. Einige trieb man mit Glöckchen und Schellen hinaus. Andere wurden hinausgepeitscht. Kurzum, die Strafen waren so unterschiedlich, dass ich sie nicht alle aufzählen kann. Endlich kamen auch die Letzten an die Reihe, bei denen es etwas länger dauerte; denn bis einige gehängt, einige geköpft, andere ins Wasser geworfen und der Rest auf noch andere Weise abgefertigt wurde, verging eine geraume Zeit. Bei diesen Exekutionen liefen mir wahrlich die Augen über, und zwar nicht wegen der Strafe, welche sie um ihres Frevels willen wohl verdient hatten, sondern wegen der menschlichen Blindheit, durch die wir uns immer wieder um das bemühen, was vom ersten Fall an für uns versiegelt ist.

Das Einhorn, der Löwe und die Taube

So wurde also der Garten, der kurz vorher so voll war, rasch geleert, da außer den Soldaten kein Mensch mehr da war. Sobald nun alles geschehen war und fünf Minuten lang Stille geherrscht hatte, erschien ein schönes, schneeweißes Einhorn mit einem goldenen Halsband, in das einige Buchstaben eingraviert waren. Es kam zum Brunnen, ließ sich auf seine Vorderfüße nieder, als ob es dem Löwen, der so unbeweglich auf dem Brunnen stand, dass ich ihn für einen steinernen oder bronzenen Löwen gehalten hatte, hiermit die Ehre erweisen wollte. Dieser nahm sofort das blanke Schwert, das er in seinen Klauen hielt, und zerbrach es in der Mitte, so dass beide Stücke, wie ich meinte, im Brunnen versanken. Darauf brüllte er so lange, bis eine weiße Taube in ihrem Schnabel einen kleinen Zweig eines Ölbaums brachte, den der Löwe sofort verschlang und dann zufrieden war. Dann ging auch das Einhorn freudig an seinen Platz zurück.

Kommentar 17: Die Bedeutung der Mysterientiere

Wenn das Einhorn, der in Gott entflammte Wille, den Garten der Einweihung betritt, bricht der Löwe das Schwert in Stücke und lässt es im Brunnen, dem Quell der Wasser, versinken zum Beweis dafür, dass der Urteilsbrand nun gewichen ist und die Arbeit der alchimischen Hochzeit jetzt beginnen kann. Ein mächtiges Löwengebrüll steigt wie ein Jubelschrei empor. Auf diesen Schrei hin fliegt eine schneeweiße Taube mit dem Zweig eines Ölbaums in ihrem Schnabel herbei. Sie wissen, dass die Taube immer das Symbol für den Geist war. Denken Sie nur an den Jordan, wo Jesus der Herr den Geist in Gestalt einer Taube empfing, die sich auf Ihn herabsenkte. ... Die Taube stellt hier die intelligente Lebenshaltung dar, die unter allen Umständen dem wahren Frieden dient, dem Frieden Gottes. Das Werk muss in Frieden und durch Frieden vollbracht werden. Darum hat die Taube den Ölzweig im Schnabel. Darum bringt sie ihn dem Löwen. Und darum senkt sich der Friede Gottes auf den Garten herab. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 218)

Führung durch das Schloss

Hierauf führte unsere Jungfrau uns wieder über die Wendeltreppe vom Gerüst herab, und wir verbeugten uns abermals vor dem Vorhang. Wir mussten Haupt und Hände im Brunnen waschen und in unserer Reihenfolge einen Augenblick dort warten, bis der König sich durch einen verborgenen Gang wieder in seinen Saal begeben hatte. Dann wurden auch wir wieder mit besonderer Musik, mit Pomp und Pracht und unter angeregtem Gespräch aus dem Garten an unseren vorherigen Aufenthaltsort gebracht. Das geschah etwa um vier Uhr nachmittags.

Damit uns nun die Zeit inzwischen nicht zu lang wurde, wies die Jungfrau jedem von uns einen Edelknaben zu. Diese waren nicht nur kostbar gekleidet, sondern auch sehr gelehrt. Sie konnten über alle Dinge so klug sprechen, dass wir uns schämten. Es wurde ihnen befohlen, uns im Schloss herumzuführen (aber nur an bestimmte Orte) und uns soviel wie möglich nach unseren Wünschen die Zeit zu verkürzen. Unterdessen verabschiedete sich die Jungfrau von uns mit dem Trost, sie würde bei der Abendmahlzeit wieder erscheinen, um danach die Zeremonie suspensionis ponderum (Das Aufhängen der Gewichte) zu zelebrieren. Sie bat uns, den folgenden Tag geduldig abzuwarten, denn morgen sollten wir dem König vorgestellt werden

Die Königliche Bibliothek und die Grabkammer

Nachdem sie uns verlassen hatte, tat jeder von uns, was ihm am liebsten war. Ein Teil besah sich die schönen Tafeln, die sie sogar abzeichneten und sich fragten, was die sonderbaren Zeichen darauf wohl bedeuten mochten. Einige mussten sich wieder mit Speise und Trank erquicken. Ich aber ließ mich samt meinem Gefährten im Schloss umherführen. Diesen Rundgang werde ich Zeit meines Lebens niemals bereuen. Außer vielen herrlichen Antiquitäten wurde mir auch die königliche Gruft gezeigt, wodurch ich mehr gelernt habe, als in allen Büchern geschrieben steht. Dort stand auch der herrliche Phönix, über den ich vor zwei Jahren ein besonderes Büchlein herausgegeben habe.

Kommentar 18: Die Bedeutung des Phönix

Das Symbol des Phönix hat immer die größte Aufmerksamkeit, z. B. auch der Romantiker, auf sich gezogen. Daher gibt es so viele Legenden, die sich auf die eine Wahrheit beziehen. Eine alte jüdische Legende berichtet von einem ungeheuer großen Vogel, der manchmal auf Erden erscheint. Er wandelt über den Ozean, während sein Kopf den Himmel trägt. Sie werden diese Legende jetzt sehr gut verstehen. Denn der Phönix, die große Auferstehungskraft der Ewigkeit, ist die Signatur für den uralten universellen Lebenden Körper der universellen lebenden Kette, die in den frühesten Zeiten gebildet wurde, angefangen bei der ersten Bruderschaft, die sich in der Zeit offenbarte, bis hin zur jungen Gnosis: ein mächtiges Licht, eine mächtige Kraft, ein majestätischer Phönix, der über die Erde streift, auf dem Ozean steht und mit seinem Haupt bis in die höchsten Himmel reicht. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 226)

Ich habe auch die Absicht, über den Löwen, den Adler, den Greif, den Falken und andere – damit diese Aufzeichnungen noch nützlicher sind – je eine Abhandlung mit Skizze und Inschrift herauszubringen. Ich bedauerte meine anderen Gefährten, da sie den Anblick so kostbarer Schätze versäumten, und musste doch gleichzeitig denken, dass es vielleicht Gottes besonderer Wille so gefügt hatte.

Und zwar habe ich durch meinen Knaben am meisten genossen, denn jeder Knabe führte den ihm Anbefohlenen an jene Orte, die ihm entsprechend seiner Veranlagung gut gefielen. Meinem Knaben waren die Schlüssel anvertraut, so dass mir vor anderen dieses Glück widerfuhr. Denn obwohl er auch andere dazu eingeladen hatte, meinten sie, dass solche Begräbnisstätten nur auf dem Friedhof zu finden seien, wohin sie wohl, wenn da überhaupt etwas zu sehen sei, noch kommen würden. Diese Monumente, die wir beide abgezeichnet und deren Inschriften wir abgeschrieben haben, sollen meinen dankbaren Schülern nicht vorenthalten werden.

Das andere, was uns beiden gezeigt wurde, war die kostbare Bibliothek, wie sie auch vor der Reformation bestand. Davon möchte ich – obwohl es mein Herz erquickt, sooft ich daran denke – wenig sagen, weil der Katalog darüber bald erscheinen wird. Am Eingang dieses Raumes stand ein großes Buch, wie ich es noch niemals gesehen habe, in welchem alle Figuren, Säle, Pforten, alle Inschriften, Rätsel und dergleichen aufgezeichnet waren, die im ganzen Schloss zu sehen sind.

Obwohl mir versprochen war, auch hierüber etwas [berichten zu können], halte ich die Zeit dazu noch nicht für gekommen und muss vorher die Welt noch besser erkennen lernen. In jedes Buch war ein Bild seines Autors gemalt. Viele davon mussten, wie ich verstanden habe, verbrannt werden, damit auch die Erinnerung an sie bei würdigen Leuten ausgelöscht würde.

Nachdem wir eingehend versucht hatten, alles anzusehen, und gerade herausgekommen waren, kam ein anderer Knabe hinzu. Als er unserem etwas ins Ohr geflüstert hatte, übergab dieser ihm die Schlüssel, mit denen der andere sofort die Wendeltreppe hinaufging. Unser Knabe aber war sehr blass geworden. Nachdem wir ihm wiederholt mit Bitten zugesetzt hatten, sagte er uns, die königliche Majestät wolle nicht haben, dass jemand die Bibliothek und die Gräber besichtige. Er wolle uns daher bitten, es niemandem zu erzählen, wenn uns sein Leben lieb sei, da er es bereits geleugnet habe. Wir beide schwebten zwischen Furcht und Freude, aber die Angelegenheit blieb verschwiegen, und niemand fragte mehr danach. An beiden Orten hatten wir drei Stunden zugebracht, was ich niemals bereut habe.
Obwohl es bereits sieben Uhr geschlagen hatte, gab man uns doch nichts zu essen. Unser Hunger war aber durch die fortwährende Erquickung leicht zu ertragen. Bei solcher Bewirtung hätte ich mein Leben lang fasten können.

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Wie Christian Rosenkreuz das Uhrwerk und den Globus findet

Das Uhrwerk und der Globus

Unterdessen wurden uns auch die schönen Wasserspiele, Gruben und allerlei Kunstwerkstätten gezeigt, unter denen keine war, die nicht alle unsere Künste, wenn man sie zusammenfügte, überträfe. Alle diese Räume waren in einem Halbkreis gebaut, damit man das kostbare Uhrwerk, das sich in der Mitte an einem prächtigen Turm befand, immer vor Augen habe und sich nach dem Lauf der Planeten, welcher sehr schön daran zu sehen war, richten könnte. Hierbei konnte ich wieder feststellen, woran es unseren Künstlern fehlt, obwohl es nicht meine Aufgabe ist, es ihnen zu sagen.

Endlich kam ich in einen großen Saal, der den anderen schon lange gezeigt worden war, in dessen Mitte ein Globus mit einem Durchmesser von dreißig Fuß stand. Beinahe die Hälfte war in die Erde eingegraben, bis auf einen kleinen Teil, der mit Stufen versehen war. Dieser Globus konnte durch einen Mechanismus von zwei Männern so herumgedreht werden, dass niemals mehr als das, was über dem Horizont war, zu sehen war. Obwohl ich merkte, dass er einem besonderen Zweck diente, konnte ich nicht erkennen, wozu die goldenen Kreise nützen sollten, die an verschiedenen Orten angebracht waren.

Darüber lachte mein Knabe und riet mir, genauer hinzusehen. Schließlich fand ich, dass auch mein Vaterland mit Gold bezeichnet war. Daher suchte mein Gefährte das seine auf und entdeckte das Gleiche. So war es auch mit der Heimat der anderen, welche die Prüfung bestanden hatten. Der Knabe versicherte uns daraufhin, dass gestern der alte Atlas – so hieß der Astronom – seiner königlichen Majestät gezeigt habe, dass alle goldenen Punkte mit dem Vaterland eines jeden Eingeweihten übereinstimmten.

Deswegen habe er auch, als er sah, dass ich mich selbst unterschätzte und bei meinem Vaterland doch ein Punkt stehe, einen der Hauptleute veranlasst, für uns zu bitten, dass wir auf Glück oder Unglück und ohne Schaden für uns auf die Waage gestellt würden, vor allem auch deshalb, weil das Vaterland des einen ein besonders gutes Zeichen trage. So wäre auch er, als der Knabe, der unter allen die größte Macht besäße, nicht ohne Ursache mir zugewiesen worden. Dafür bedankte ich mich und schaute um so eifriger nach meinem Vaterland.

Da fand ich, dass neben dem Kreis noch einige schöne Linien waren, was ich aber nicht sage, um mich zu rühmen oder zu loben. Ich sah noch mehr auf diesem Globus, was ich aber nicht kundtun will. Jeder denke doch einmal selbst darüber nach, warum nicht jede Stadt einen Philosophen hat.

Das Innere des Globus

Hierauf führte uns der Knabe in den Globus hinein. Dieser war so gemacht, dass auf dem Meer, wo am meisten Platz war, eine Tafel angebracht war, auf der drei Aufträge und der Name des Autors standen. Diese Tafel konnte man vorsichtig anheben und über ein loses Brett in das Innere gelangen, das vier Personen Platz bot. Es war nicht mehr als ein rundes Brett, auf dem wir sitzen und sogar am hellen Tag (damals war es schon dunkel) die Sterne wahrnehmen konnten. Meiner Meinung nach waren es lauter Karfunkel, die in ihrer richtigen Ordnung und Bahn so schön glänzten, dass ich fast nicht mehr hinaus wollte.

Der Knabe erzählte es der Jungfrau, die mich oft damit neckte. Es war aber bereits Essenszeit, und ich hatte mich in dem Globus so lange umgesehen, dass ich fast der Letzte bei Tisch war. Daher säumte ich nicht länger, und als ich meinen Rock, den ich zuvor abgelegt hatte, wieder anlegte und an den Tisch getreten war, wurde mir von den Dienern so viel Ehre erwiesen, dass ich vor Scham nicht aufzublicken wagte. Ich ließ daher unbewusst die Jungfrau stehen, die mich auf einer Seite erwartet hatte. Sie bemerkte es bald, erhaschte mich am Rock und führte mich also zu Tisch.

Von der Musik und den anderen Herrlichkeiten zu erzählen, halte ich für unnötig, nicht nur, weil ich sie nicht genügend beschreiben könnte, sondern auch bereits vorher gerühmt habe, soviel in meinem Vermögen lag. Letztlich gab es nichts als Kunst und Lieblichkeit.

Rätselhafte Liebesgeschichten

Nachdem wir uns gegenseitig erzählt hatten, wie wir den Nachmittag verbracht hatten – obwohl über die Bibliothek und die Monumente geschwiegen wurde – und wir vom Wein bereits lustig wurden, begann die Jungfrau zu sprechen:

» Liebe Herren, ich habe einen großen Streit mit einer meiner Schwestern. In unserem Gemach haben wir einen Adler. Nun füttern wir denselben mit solchem Fleiß, dass jede die Liebste sein will, und haben daher manchen Streit miteinander. In diesen Tagen beschlossen wir, zusammen zu ihm zu gehen, und gegen welche er sich am freundlichsten erweisen würde, deren Eigentum sollte er sein. Das geschah, und ich trug wie gewöhnlich in meiner Hand einen Lorbeerzweig, meine Schwester aber hatte keinen. Als er uns nun beide erblickte, gab er sogleich meiner Schwester einen Zweig, den er im Schnabel hatte und begehrte dafür meinen, den ich ihm gab. Nun meint jede, er habe sie am liebsten. Wie habe ich mich nun zu verhalten?«

Kommentar 19: Die Bedeutung des Adlers

Der Adler, das mächtige Symbol der wieder hergestellten Verbindung zwischen Geist und Seele, empfängt von der einen Schwester deren Lorbeerzweig. Alles, was sie so heiß ersehnt, geht von ihr aus zur Lebendigen Seele, der Geistseele, dem Adler. Und der Adler nimmt ihre Liebe an. Aber zugleich schenkt er den Lorbeerzweig, die Hoffnung, derjenigen, die sie noch nicht hat. Damit wird beabsichtigt, alle, die die Alchimische Hochzeit studieren, und diejenigen, die sich dem Fest im Hochzeitssaal nähern, vor die unvergängliche Tatsache zu stellen, dass die Liebe Gottes, die im wahren Menschen Wirklichkeit werden muss, jedem Geschöpf geschenkt wird; dass sie über Gute und Böse strahlt ohne auch nur den geringsten Unterschied. Die Liebe Gottes ist über allem und jedem. Sie ist unteilbar. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 261)

Dieses anmutige Vorbringen der Jungfrau gefiel uns allen wohl, und jeder hätte gern die Lösung gehört. Weil aber alle auf mich sahen und erwarteten, dass ich den Anfang machte, war mein Gemüt dermaßen verwirrt, dass ich nichts anderes zu tun wusste, als etwas anderes an die Stelle zu setzen, und sprach deshalb:

»Gnädiges Fräulein, Euer Gnaden Frage wäre leicht zu lösen, wenn mich nicht etwas bekümmern würde. Ich hatte zwei Gesellen, beide liebten mich ohne Maß. Weil sie nun zweifelten, wer mir am liebsten sei, beschlossen sie, unversehens auf mich zuzulaufen. Wen ich dann auffangen würde, der wäre der Rechte. Das taten sie nun. Der eine konnte jedoch dem anderen nicht folgen, blieb daher zurück und weinte. Den anderen empfing ich mit Verwunderung. Als sie mir nun ihren Handel erklärten, wusste ich mich nicht zu entschließen und habe es bis jetzt anstehen lassen, ob ich wohl hierfür einen guten Rat finden würde.«

Die Jungfrau wunderte sich darüber und merkte wohl, worum es mir ging, und antwortete daher: »Wohlan, so lasst uns beide quitt sein, begehren wir also von einem anderen Herrn die Lösung.« Ich hatte sie aber schon auf eine Idee gebracht. Daher fing auch dieser an:

»In meiner Stadt wurde neulich eine Jungfrau zum Tode verurteilt. Weil sie aber dem Richter leid tat, ließ er ausrufen, wenn da jemand wäre, der die Jungfrau zu erfechten begehre, so stünde es ihm frei. Nun hatte sie aber zwei Liebhaber. Der eine machte sich bereit und kam auf den Plan, um seinen Gegner zu erwarten. Unterdessen präsentierte sich auch der andere. Weil er aber zu spät gekommen war, gedachte er, dennoch zu kämpfen und sich absichtlich überwinden zu lassen, damit die Jungfrau bei ihm bleibe, was denn auch geschah. Darauf wollte sie jeder haben. Nun belehrt mich, ihr Herren, wem gebührt sie?«

Da konnte die Jungfrau sich nicht enthalten zu sprechen: »Ich meinte, viel zu erfahren. Nun gerate ich selbst ins Netz. Ich möchte hören, ob noch mehr vorhanden ist.«

»Jawohl«, antwortete der Dritte, »ein größeres Abenteuer, das mir selbst begegnete, ist noch nicht erzählt worden. In meiner Jugend liebte ich eine ehrbare Jungfrau. Damit meine Liebe zu ihrem erwünschten Ziel kommen möge, musste ich ein altes Mütterchen bemühen, die mich schließlich zu ihr brachte. Nun ergab es sich, dass gerade die Brüder der Jungfrau kamen, da wir drei allein beisammen waren. Sie erzürnten so sehr, dass sie mir das Leben nehmen wollten. Weil ich aber so sehr bat, musste ich endlich schwören, jede ein Jahr lang als Eheweib zu nehmen. Nun sagt mir, ihr Herren, soll ich die Alte oder die Junge zuerst nehmen?«

Über dieses Rätsel lachten wir alle sehr. Obwohl einige miteinander darüber flüsterten, wollte doch keiner den Ausschlag geben. Darauf begann der Vierte:

»In einer Stadt wohnte eine ehrbare Frau von Adel, die allgemein beliebt war, besonders aber bei einem jungen Edelmann, der ihr zuviel zumuten wollte. Sie gab ihm schließlich den Bescheid: Wenn er sie im kalten Winter in einen schönen grünen Rosengarten führe, dann sollte es ihm gewährt werden, wenn nicht, solle er sich nie mehr sehen lassen. Der Edelmann zog durch alle Lande, um einen solchen Mann, der dieses leisten würde, zu finden, bis er endlich ein altes Männlein traf, das ihm versprach, solches zu tun, wenn er ihm die Hälfte seiner Güter versprechen würde. Das bewilligte dieser, und jener verrichtete sein Werk. Daher rief er die genannte Frau zu sich in seinen Garten, die es wider Erwarten alles grün, lustig und warm vorfand. Da erinnerte sie sich ihres Versprechens und begehrte nicht mehr, als noch einmal zu ihrem Gemahl zu kommen, dem sie ihr Leid mit Seufzen und Tränen klagte. Da dieser aber ihre Treue erkannte, sandte er sie wieder fort, um ihrem Liebhaber, der sie so treu erworben hatte, Genüge zu tun. Den Edelmann bewegte dieses Ehemannes Redlichkeit so sehr, dass er es für eine Sünde hielt, ein so ehrbares Weib zu berühren. Er schickte sie also in Ehren wieder heim zu ihrem Gemahl. Als nun das Männlein von der Treue dieser beiden erfuhr, wollte es, wie arm es sonst war, auch nicht der Geringste sein, sondern stellte dem Edelmann all seine Güter wieder zu und zog davon. Nun weiß ich nicht, liebe Herren, wer von diesen Personen die größte Treue bewiesen hat.«

Kommentar 20: Mann und Frau

Der Seelenmensch – von dieser Basis gehen wir natürlich aus – sucht kraft seines Wesens Zusammenarbeit, ist auf Zusammenarbeit angewiesen. Durch die Liebe, die über allem und allen ist, wird diese Zusammenarbeit selbstverständlich. Der Logos hat es so eingerichtet, dass die Menschheit, wenn sie Kraft hervorbringen will, die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen, in vollkommener Gleichberechtigung, anwenden muss. Bei beiden ist das ausstrahlende Prinzip schöpferisch und das empfangende Prinzip gebärend. Wegen seines negativen Mentalkörpers ist der Mann in der Gnosis empfänglicher für die unmittelbare Einstrahlung des Geistes, die positiv ist. Durch ihren positiven Mentalkörper ist die Frau in der Gnosis empfänglicher für das Licht und die Kraft der Seele, die negativ ist. Darum nennt man den Geist männlich und die Seele weiblich. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 270)

Hierauf war uns der Mund verschlossen. Auch die Jungfrau wollte nichts anderes antworten als: »Fahre nun ein anderer Herr fort.« Daher säumte auch der Fünfte nicht und begann:

»Liebe Herren, ich will es nicht zu lang machen. Wer hat größere Freude, der, der das, was er liebt, anschaut, oder der, der sich nur daran erinnert?«

»Der, der es sieht«, sprach die Jungfrau. »Nein«, antwortete ich; hierdurch erhob sich ein Streit. Daher rief der Sechste:

»Liebe Herren, ich soll ein Weib nehmen. Nun habe ich vor mir eine Jungfrau, eine Verheiratete und eine Witwe. Helft mir, diesen Zweifel loszuwerden, so will ich nachher auch euren schlichten.«

»Da geht es noch gut,« antwortete der Siebente, »wo man noch die Wahl hat. Bei mir ist es anders. In meiner Jugend liebte ich eine schöne und ehrbare Jungfrau aus Herzensgrund und sie mich auch. Nun konnten wir wegen des Widerstandes ihrer Freunde nicht ehelich zusammenkommen. Daher wurde sie einem anderen, zwar ehrlichen und züchtigen Gesellen vermählt, der sie in Zucht und Liebe hielt. Sie kam in Kindesnöte, die ihr so sauer wurden, dass jeder meinte, sie wäre tot. Sie wurde auch feierlich und mit großer Trauer bestattet. Nun dachte ich, da dir dieser Mensch im Leben nicht gehören durfte, so willst du ihn doch im Tode umfangen und küssen. Ich nahm daher meinen Diener mit mir, der grub sie des Nachts wieder aus. Als ich nun den Sarg geöffnet hatte und sie in meine Arme schloss, auch ihr Herz berührte, spürte ich, dass es sich noch ein wenig regte, was durch meine Wärme mehr und mehr zunahm, bis ich endlich merkte, dass sie eigentlich noch lebte. So trug ich sie daher in aller Heimlichkeit nach Hause. Nachdem ich ihren Leib durch ein köstliches Kräuterbad erwärmt hatte, vertraute ich sie meiner Mutter an, bis sie eines schönen Knaben genas. Den ließ ich auch wie die Mutter getreulich pflegen. Nach zwei Tagen, als sie sich heftig wunderte, entdeckte ich ihr alles, was geschehen war, mit der Bitte, sie wolle nun fürderhin mir ehelich beiwohnen. Das bekümmerte sie aber sehr, weil es ihrem Ehemann, der sie gut und redlich gehalten hatte, leid tun würde. Wie die Dinge nun aber lagen, sei sie nun ebenso dem einen wie dem anderen zur Liebe verpflichtet. Nun lud ich nach zwei Monaten – da ich verreisen musste – ihren Ehemann zu Gast. Als ich ihn unter anderem fragte, ob er auch seine verstorbene Hausfrau wieder annehmen würde, wenn sie wieder zu ihm nach Hause käme, bejahte er es mit Weinen und Tränen. Da brachte ich ihm schließlich sein Weib samt dem Sohn, erzählte ihm alles, was geschehen war, und bat, er möge meine vorgenommene Verehelichung mit seinem Consens ratifizieren. Nach langem Disputieren vermochte er mich nicht von meinen Rechten abzubringen, musste mir das Weib also lassen. Der Streit ging jetzt nur noch um den Sohn.«

Hier fiel ihm die Jungfrau ins Wort und sprach: »Mich wundert, dass Ihr das Leid des betrübten Mannes noch verdoppeln mochtet.«

»Wieso,« antwortete dieser, »war ich denn nicht dazu berechtigt?« Darüber erhob sich unter uns ein Disputieren. Die Mehrheit meinte, er hätte recht getan. »Nein,« sprach er, »ich habe ihm beides, sein Weib und seinen Sohn, geschenkt. Jetzt sagt mir, liebe Herren, war meine Redlichkeit oder die des Mannes größer?«

Diese Worte hatten die Jungfrau dermaßen erquickt, dass sie gleich um dieser beiden willen einen Trunk herumgehen ließ. Darauf wurden die Aufgaben der Übrigen etwas verwirrter, so dass ich nicht alle behalten konnte. Eine fällt mir noch ein. Da sagte einer, er hätte vor wenigen Jahren einen Medicus gekannt, der habe für den Winter Holz eingekauft und sich den ganzen Winter damit erwärmt. Sobald aber der Frühling gekommen war, habe er dieses Holz wieder verkauft und es also umsonst genossen.
»Das muss Kunst sein,« sagte die Jungfrau, »aber jetzt ist die Zeit vorüber.« »Ja,« antwortete mein Geselle, »wer die Rätsel nicht alle aufzulösen weiß, der mag es einen jeden durch einen Boten wissen lassen. Ich meine, es sollte keinem vorenthalten werden.«

Kommentar 21: Der Sinn der Liebesgeschichten

Es wird Ihnen schnell klar werden, dass in all diesen scheinbaren Liebesgeschichten ein sehr tiefer Sinn verborgen liegt. Dieser Sinn befindet sich allerdings sehr tief unter der Oberfläche des Scheins; eine Tatsache, aus der gefolgert werden kann, dass der Verfasser der Alchimischen Hochzeit wohl sehr berechtigte Gründe gehabt haben muss, um verborgen zu halten, was nicht für profane Ohren bestimmt war. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 267)

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Der Name der Jungfrau Alchimia

Unterdessen begann man, das Dankgebet zu sprechen. Wir erhoben uns alle von der Tafel, gesättigt und fröhlich. Ich möchte wünschen, dass alle Bewirtungen und Mahlzeiten so gehalten würden. Als wir uns nun ein wenig im Saal ergingen, fragte uns die Jungfrau, ob wir danach verlangten, mit der Hochzeit zu beginnen. »Ja«, sprach einer, »edle und tugendsame Jungfrau.«

Darauf sandte sie heimlich einen Knaben fort, fuhr jedoch dabei im Gespräch mit uns fort. Insgesamt war sie mit uns so vertraut, dass ich es wagte und nach ihrem Namen fragte.

Die Jungfrau lächelte über meine Vorwitzigkeit, ließ sich jedoch nicht bewegen, sondern antwortete: »Mein Name enthält fünfundfünfzig und doch nur acht Buchstaben, der dritte ist des fünften dritter Teil, fügt man ihn zu dem sechsten, dann wird es eine Zahl, deren Radix schon um den ersten Buchstaben größer wird, als der dritte selbst ist, und ist des vierten Hälfte. Dann sind der fünfte und der siebente gleich, der erste ist dem letzten auch gleich. Sie machen mit den anderen soviel aus, wie der sechste hat, der doch nur vier mehr als der dritte dreimal hat. Nun sagt mir, mein Herr, wie heiße ich?«

Die Antwort war mir kraus genug, aber noch gab ich nicht auf und sprach: »Edle und tugendsame Jungfrau, dürfte ich nicht einen einzigen Buchstaben erfahren?« »Jawohl«, sprach sie, »das kann geschehen.« »Was mag dann«, antwortete ich wieder »der siebente zählen?« »Er zählt«, sprach sie, »so viel, wie Herren hier sind.« Das genügte mir, so dass ich ihren Namen leicht fand. (Der Name der Jungfrau ist ALCHIMIA.) Darüber war sie sehr zufrieden und verkündete, es solle mir wohl noch mehr offenbar werden.

Kommentar 22: Die Kraft Alchimia

Wer die Transfiguration in sich vollziehen will, muss mit einem alchimischen Umwandlungsprozess beginnen. Mit einem solchen Umwandlungsprozess kann man unmöglich auf der Basis eines üblichen Interesses oder Entschlusses beginnen. Nein, für diesen Prozess müssen bestimmte Voraussetzungen im Kandidaten geschaffen sein, eine Reihe von Bedingungen, die in ihrem Zusammenhang eine Kraft bilden, die Alchimia genannt werden kann. Diese Kraft bietet zwar eine Möglichkeit, ist aber in ihrem unerfüllten Teil noch eine Verheißung, ist wie eine Jungfrau. Die innerliche alchimische Möglichkeit erhält der Schüler nach der Selbstübergabe an die Rose des Herzens durch neue Seelengeburt und dadurch, dass er in diesem neuen Seelenzustand mit den sieben Strahlen des Geistes verbunden wird, also mit den sieben Gewichten, deren Schwere er aushalten, deren Forderungen er erfüllen muss. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 275)

Sieben Jungfrauen tragen die Gewichte

Unterdessen hatten sich einige Jungfrauen bereit gemacht. Sie kamen daher mit großem Gepränge. Zwei Jünglinge leuchteten ihnen voran. Der eine hatte ein lustiges Gesicht, helle Augen und feine Proportionen. Der andere wirkte etwas zornig, was er haben wollte, das musste sein, wie ich später erfuhr. Nach ihm kamen vier Jungfrauen. Die eine sah züchtig zu Boden und hatte demütige Gebärden. Die andere war auch eine züchtige und schamhafte Jungfrau. Die dritte entsetzte sich über etwas, als sie hereinkam. Wie ich aber vernommen habe, konnte sie nicht bleiben, da man zu lustig war. Die vierte brachte einige Sträußchen mit, um ihre Liebe und Freigebigkeit zu zeigen.

Nach diesen vier kamen zwei, die noch herrlicher und schöner gekleidet waren. Sie grüßten uns mit schöner Gebärde. Die eine trug einen blauen Rock mit goldenen Sternen besetzt, die andere einen grünen mit roten und weißen Streifen. Auf dem Haupt hatten sie wehende Tücher, welche ihnen sehr gut standen. Endlich kam eine allein, die hatte ein Krönlein auf dem Haupt, sah aber mehr über sich in den Himmel als auf die Erde. Wir meinten aber, es wäre die Braut. Aber das war weit gefehlt, obwohl sie sonst an Ehre, Reichtum und Stand der Braut weit überlegen war und nachher die ganze Hochzeit regierte.

In diesem Fall folgten wir unserer Jungfrau, fielen auf die Knie, obwohl sie sich sehr demütig und gottesfürchtig zeigte. Sie bot jedem die Hand, ermahnte uns aber auch, wir sollten uns nicht zu sehr darüber wundern, denn dieses wäre eine ihrer geringsten Gaben. Unsere Augen aber sollten wir zu unserem Schöpfer erheben und darin seine Allmacht erkennen lernen und unseren begonnenen Weg fortsetzen, Gott zum Lob und den Menschen zum Wohlergehen solche Gnaden gebrauchen. Ihre Worte waren ganz anders als die unserer Jungfrauen, die noch etwas weltlicher waren, sie drangen mir in Mark und Bein. »Und du«, sprach sie weiter zu mir, »hast mehr als andere empfangen, siehe zu, dass du auch mehr zurückgibst.« Diese Predigt klang sehr fremd für mich.

Als wir dann die Jungfrauen mit der Musik erblickten, meinten wir, wir müssten schon tanzen, aber die Zeit war noch nicht da. Nun standen die Gewichte, von denen berichtet wurde, noch alle da. Deswegen befahl die Königin – ich weiß nicht, wer sie gewesen ist – jeder Jungfrau, eins an sich zu nehmen. Unserer Jungfrau aber gab sie das ihrige, welches das letzte und größte war. Uns hieß sie folgen.

Kommentar 23: Die Bedeutung der sieben Aufbewahrungsorte

Die sieben Gewichte, die in der bekannten Wiegezeremonie einem Urteil, einer Prüfung dienten, müssen nun wegen der Aufladung mit neuen Möglichkeiten an ihre wahren Aufbewahrungsorte gebracht werden. Darum nimmt jede der sieben Jungfrauen, von der Seele geleitet, eins der Gewichte, um es an den dafür vorbestimmten Aufbewahrungsort zu bringen: sieben Gewichte, also sieben Aufbewahrungsorte. Die Seele betritt alle sieben. Auch die mit dem Gewicht beladene Jungfrau tritt in alle sieben ein. Verstehen Sie dieses mächtige Werk? Die sieben Aufbewahrungsorte stimmen mit den sieben Gehirnhöhlen überein. In jeder wird einer der Strahlen des Siebengeistes verankert und mit einer der Ansichten der Seelenrose verbunden. Die Kräfte des Geistes und die Kräfte der Seele werden so eine Einheit in der großen Werkstatt. Im Tempel des tiefsten Innern haben also Geist und Seele potentiell und prinzipiell bereits die heilige Hochzeit vollzogen. (Jan van Rijckenborgh: Alchimische Hochzeit Band 1, S. 282)

Das Aufhängen der Gewichte

Unsere Majestät war da etwas Geringes, denn ich merkte wohl, dass unsere Jungfrau uns nur zu gut war und wir gar nicht so hoch geschätzt wurden, wie wir es uns zum Teil selbst einbildeten. Wir folgten also nach unserer Ordnung. Wir wurden in das erste Gemach geführt, und dort hing unsere Jungfrau zuerst der Königin Gewicht auf. Dabei wurde ein schönes geistliches Lied gesungen.

In diesem Gemach war nichts Kostbares als einige schöne Gebetbücher, die man nicht missen kann. In der Mitte war ein Pult aufgestellt, gut zum Beten geeignet. Dort kniete die Königin nieder, und wir mussten alle rundherum knien und der Jungfrau, die aus einem Büchlein vorlas, nachbeten, dass diese Hochzeit zu Gottes Ehre und unserem Nutzen verlaufe. Hierauf gingen wir in das andere Gemach, dort hing die erste Jungfrau auch ihr Gewicht auf und so fort, bis alle Zeremonien verrichtet waren. Darauf bot die Königin wieder jedem die Hand und ging mit den Jungfrauen von dannen.

Unsere Präsidentin blieb noch eine Weile bei uns. Da es aber bereits zwei Uhr in der Nacht war, wollte sie uns nicht länger aufhalten. Mich dünkte, sie war sehr gern bei uns. Doch sie bot uns eine gute Nacht und wünschte uns einen ruhigen Schlaf. Sie schied also freundlich und gleichsam ungern von uns.
Unsere Knaben waren benachrichtigt und wiesen jedem von uns seine Kammer, blieben auch bei uns in einem anderen Bett, damit wir, so wir etwas benötigten, uns ihrer bedienen konnten. Meine Kammer – von den anderen weiß ich nichts – war königlich ausgestattet mit schönen Teppichen und Gemälden. Vor allem aber liebte ich meinen Knaben, er war so trefflich beredt und in den Künsten erfahren, dass er mich auch noch um eine Stunde brachte und ich erst um halb vier einschlief. Und zwar war dieses die erste Nacht, da ich ruhig schlafen konnte, nur ließ mir ein schändlicher Traum noch keine Ruhe. Denn die ganze Nacht beschäftigte ich mich mit einer Tür, die ich nicht öffnen konnte. Endlich gelang es mir. Mit solchen Phantasien vertrieb ich die Zeit, bis ich endlich gegen Morgen erwachte.

Lesen Sie in Teil 4:
Der vierte Tag – Wie Christian Rosenkreuz zum ersten Mal in den oberen Saal gelangt, die Enthauptung der sieben Personen miterlebt und in der Nacht sieben Schiffe beobachtet