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Corpus Hermeticum II

Pymander zu Hermes, Vers 1-29, Kommentare Aus der Ägyptischen Ur-Gnosis

Zweites Buch: Pymander zu Hermes

Im zweiten Buch des Corpus Hermeticum, Vers 1-29, erklärt Pymander Hermes die lebendige Gotteskenntnis mit der Bitte: Betrachte nun durch mich die Welt, die sich dir darbietet und nimm tief in dich auf, wie schön sie ist.

Das Wesen Gottes

Das zweite Buch des Corpus Hermeticum, das wir hier erläutern, gibt, ebenso wie das erste, ein Gespräch wieder zwischen Pymander und Hermes Trismegistos, ein Gespräch, das völlig auf das Wesen Gottes gerichtet ist und die Frage behandelt, wie das Wesen und Wirken Gottes erkannt und verstanden werden kann (…) Mit der Andeutung »Gott« meinen wir immer den Quell aller Dinge, das höchste Sein, aus dem alles Dasein hervorkommt. Ägyptische Urgnosis Band 1, S. 224

1. »Nun denn, sei still, o Hermes Trismegistos, und bewahre gut, was ich dir sagen werde. Ich werde dir gleich sagen, was mir eingefallen ist.«

2. »Es wurde viel und von allen möglichen Seiten über das All und Gott gesprochen, die Meinungen widersprechen sich jedoch, sodass ich die Wahrheit darin nicht erkannte. Willst du, Herr, mir es erläutern? Denn nur deiner Offenbarung werde ich Glauben schenken.«

3. »So höre denn, mein Sohn, wie Gott und das All sich verhalten; Gott, die Ewigkeit, die Welt, die Zeit und das Werden.

4. Gott schafft die Ewigkeit, die Ewigkeit schafft die Welt, die Welt schafft die Zeit und die Zeit das Werden.

5. Das Gute, das Schöne, die Seligkeit und die Weisheit formen gleichsam das Wesen Gottes; das Wesen der Ewigkeit ist Unveränderlichkeit; das Wesen der Welt ist Ordnung; das Wesen der Zeit ist Veränderlichkeit; und das Wesen des Werdens ist Leben und Tod.

6. Geist und Seele sind die aktive, offenbarende Kraft Gottes; Dauerhaftigkeit und Unsterblichkeit sind die Wirkungen der Ewigkeit; die Rückkehr zur Vollkommenheit und die Denaturierung sind die Wirkungen der Welt; Zunehmen und Abnehmen sind die Wirkungen der Zeit, das Werden hat als Wirkung die Eigenschaft.

7. So ist die Ewigkeit in Gott, die Welt in der Ewigkeit, die Zeit in der Welt und das Werden in der Zeit.

8. Während die Ewigkeit um Gott herum ruht, bewegt die Welt sich in der Ewigkeit, vollzieht die Zeit sich in der Welt und entsteht das Werdende in der Zeit.

9. Gott ist also der Ursprung aller Dinge, ihr Wesen ist die Ewigkeit; und die Welt ist ihre Materie.

10. Die Ewigkeit ist die potenzielle Kraft Gottes. Das Werk der Ewigkeit ist die Welt, die keinen Beginn kannte, sondern fortwährend im Entstehen ist durch die Wirkung der Ewigkeit. Darum wird nichts, was in der Welt ist, jemals vergehen, denn die Ewigkeit ist unvergänglich; noch wird jemals irgendetwas vernichtet, weil die Welt vollkommen von der Ewigkeit umgeben ist.«

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd. 1: Gott ist sichtbar

Es ist falsch, wie es in dieser Welt geschieht, von Gott als dem Unkennbaren, dem Unsichtbaren zu sprechen (…) Nein, die hermetische Weisheit klärt uns auf über die Art, in der man Gott, den Quell aller Dinge, und all seine Eigenschaften und seine Wirksamkeit absolut erkennen kann (…) So ist die Alloffenbarung von Gott erfüllt, mit Gott gefüllt. Diese Tatsache ist Ewigkeit im Sinn von Dauerhaftigkeit, also immerwährend, unveränderlich. Ägyptische Urgnosis Band 1, S. 224/225

Alles ist durch die Ewigkeit

11. »Aber was ist die Weisheit Gottes?«

12. »Sie ist das Gute und das Schöne, die Seligkeit, jede Tugend und die Ewigkeit.

13. Die Ewigkeit formt die Welt zu einer Ordnung, indem sie die Materie durchdringt mit Unsterblichkeit und Dauerhaftigkeit. Das Entstehen der Materie ist abhängig von der Ewigkeit, so wie die Ewigkeit selbst wieder abhängig ist von Gott.

14. Es gibt Werden, und es gibt Zeit, sowohl im Himmel als auch auf Erden, aber sie sind in ihrer Art verschieden: Im Himmel verändern sie sich nicht und sind sie unvergänglich, auf der Erde verändern sie sich und vergehen.

15. Gott ist die Seele der Ewigkeit; die Ewigkeit ist die Seele der Welt; und der Himmel ist die Seele der Erde.

16. Gott ist im Gemüt; das Gemüt ist in der Seele; die Seele ist in der Materie, und dieses alles ist durch die Ewigkeit.

17. Dieser große Körper, der alle Körper umfasst, ist innen erfüllt und außen umschlossen von einer mit Geistbewusstsein und von Gott erfüllten Seele, einer Seele, die das All belebt:

18. Außen: das ausgedehnte und vollendete Leben der Welt, innen: alle lebenden Geschöpfe; dort oben im Himmel währt sie unveränderlich, stets sich selbst gleich bleibend; hier unten auf der Erde verursacht sie die Veränderungen des Werdens.

19. Die Ewigkeit hält alles instand, sei es durch das sogenannte Schicksal, die Vorsehung, die Natur, sei es durch das, was man jetzt oder später auch davon glauben mag. Er jedoch, der dieses alles durch seine Tätigkeit erschafft, ist Gott, die offenbarende, aktive Kraft Gottes;

20. Gott, dessen potenzielle Kraft nicht zu übertreffen ist und mit dem nichts Menschliches oder Göttliches verglichen werden kann.

21. Darum, Hermes, glaube nicht, dass irgendetwas von den Dingen hier unten oder von den Dingen oben Gott gleich sein könnte; denn dann würdest du von der Wahrheit abirren; nichts gleicht dem Unvergänglichen, dem alleinen Gott.

22. So darfst du auch nicht glauben, dass er seine potenzielle Kraft mit irgendjemand teilt. Denn wer außer ihm ist Schöpfer des Lebens und der Unsterblichkeit und Veränderung?

23. Und was sollte er anderes tun, als erschaffen? Gott ist nicht untätig, sonst wäre auch der gesamte Kosmos untätig, denn alles ist erfüllt von Gott.

24. So gibt es denn auch nirgends Untätigkeit, weder in der Welt noch in irgendeinem anderen Wesen. Untätigkeit ist ein leeres Wort, sowohl was den Schöpfer als auch das Erschaffene betrifft.

25. Und alles muss ins Dasein gerufen werden durch den Einfluss, der jedem Platz eigen ist.

26. Denn der Schöpfer lebt in allen seinen Geschöpfen. Er bleibt nicht besonders in einem von ihnen, und er erschafft nicht allein in einem von ihnen, sondern er erschafft sie alle.

27. Da er eine stets wirksame Kraft ist, genügt es ihm nicht, Wesen erschaffen zu haben, er nimmt sie auch unter seine Obhut.

28. Betrachte nun durch mich die Welt, die sich dir darbietet und nimm tief in dich auf, wie schön sie ist: ein reiner und unvergänglicher Körper, inwendig stark und jung und stets zunehmend an Kraft.

29. Sieh auch die sieben fundamentalen Welten, die nach einer ewigen Ordnung gebildet sind und die zusammen, jede nach ihrem eigenen Lauf, die Ewigkeit erfüllen. Sieh, alles ist erfüllt von Licht, ohne dass es irgendwo Feuer gibt.

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd. 1: Jedes Atom enthält die Werte des Logos

Weil die Liebe Gottes da ist, um auf die eine oder andere Weise zu gestalten, darum entwickelt sich aus der Ewigkeit die Welt (…) Jedes Atom ist potenziell mit den universellen, ewigen Werten des Logos geladen. Aus der Ewigkeit entwickelt sich also der Raum. Im Raum ist die Ursubstanz, und aus dieser Ursubstanz werden die Systeme der Sterne und auch die Welt gebildet. Ägyptische Urgnosis Band 1, S. 229