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Taube und Adler – Boten eines neuen Lebens

 Taube und Adler -  leben aus einer neuen Kraft.

In vielen alten Traditionen wurde die Taube verehrt und hoch geschätzt. Sie war in den frühen Zeiten besonders den weiblichen Gottheiten geweiht und symbolisierte Liebe und Fruchtbarkeit. Die Babylonier weihten sie der Göttin Astarte, die Ägypter der Isis, die Römer der Venus und die Griechen der Aphrodite. In anderen Kosmologien tritt die Taube als Botin des göttlichen Willens auf, der Kraft und Ordnung repräsentiert und die niederen Welten als Abbilder der göttlichen Welten instand hält.

Die Taube, Symbol für den Heiligen Geist

Daher ist die Taube auch mit der Schöpfungskraft Gottes im Allgeschehen verbunden. Sie zierte ebenfalls die Zepter hoher Würdenträger, um zu zeigen, dass diese von göttlichen Prinzipien durchdrungen waren und auch davon zeugten. In den alten Mysterien gibt es eine Abbildung, auf der eine Taube als Opfertier auf die vier Speichen eines Rades gekreuzigt ist. Diese Symbolik kann als Hinweis auf das kommende Christus-Mysterium gelten, auf Jesu Liebesopfer am Kreuz.

Taube heißt auf Hebräisch Ionah. Ein Name, der häufig in alten heiligen Büchern zu finden ist. Zum Beispiel bei dem Propheten Jonah von Ninive, bei Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten. In der islamischen Tradition wird Mohammed verschiedentlich mit einer Taube auf der Schulter dargestellt.

Göttliche Inspiration

Dieses Symbol – die Taube auf der Schulter eines Menschen – war im Mittelalter sehr verbreitet. Es deutete bei einem Propheten auf seine göttliche Inspiration hin und ebenso auf sein Recht, vom Geist zu zeugen und zu lehren.

In der christlichen Tradition ist die Taube allgemein als Symbol für den Heiligen Geist bekannt. Die biblische Erzählung von der Sintflut zeigt sie als Botin des Friedens, die Noah mit einem Ölzweig im Schnabel Kunde von der Wiederbewohn­barkeit der Erde bringt.

In der Verkündigung Mariä erscheint die Taube, um die Ausgießung des Heiligen Geistes in den vorbereiteten Menschen anzudeuten. Der Engel Gabriel prophezeit Maria, dass sie etwas Heiliges empfangen werde und dass sein Name "Sohn des Höchsten“ laute. In diesem Moment senkt sich der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube auf Maria herab als Zeichen dafür, dass Gott sich mit dem Fleisch verbindet, um den ursprünglichen wahren Menschen zu erschaffen.

Wegweiser für den Sucher

In dem Einweihungsroman "Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz“ erscheint sie, als Christian Rosenkreuz an einer Wegkreuzung zögert und nicht weiß, welchen Weg er wählen soll. Er entschließt sich zu einer Rast, holt sein Brot hervor und bemerkt eine weiße Taube, die sich ihm zutraulich nähert. Als er ihr ein Stück seines Brotes zuwirft, stürzt ein schwarzer Rabe herab und versucht, ihr den Bissen abzujagen. Die Taube flieht, der Rabe verfolgt sie, und Christian Rosenkreuz eilt ihnen nach, um die Taube zu schützen.

Er hat sich ungewollt für einen Weg entschieden, auf dem er nicht mehr umkehren kann. Es ist der gute, der einzig richtige Weg. Die neue Seele (die Taube) hat ihn gewiesen, und die alten selbstsüchtigen, egozentrischen Kräfte (der Rabe) müssen sich besiegt zurückziehen.

So ist die Taube sowohl das Symbol für den Weg als auch für die Vollendung. Als Begleiterin auf der Wanderschaft zeugt sie von Frieden und Liebe, Demut und Reinheit. Auch der Mensch kann – symbolisch ausgedrückt – den Weg der Taube gehen, indem er sich ihre Tugenden zu eigen macht. Dann wird er die Verbindung mit dem göttlichen Ursprung wieder erfahren.

Der Adler, Symbol für den Sieg des Lichts über die Finsternis

Bereits in den frühesten Hochkulturen spielte der Adler, der "König der Vögel“, eine große Rolle. Seine Symbolik bezog sich im Allgemeinen auf die Sonne und das Licht. Im Volksglauben, in Mythen, Märchen und Literatur wurden ihm außerdem noch viele königliche Eigenschaften zugeordnet: Majestät, Kraft, Tapferkeit, Scharfsinn, magische Vermögen; aber auch Unerbittlichkeit, Härte und rächende Gewalt. Als Vollstrecker des göttlichen Willens vernichtet er Schlangen und Drachen. Er ist das Sinnbild für den Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsternis.

Im "Rigveda“, dem ältesten Zeugnis indischen Schriftguts, erscheint er als der Wundervogel Garuda, der als strahlend, flammend und hell wie das Licht beschrieben wird. Mit seinen mächtigen Schwingen kann er die Umdrehungen der Welten anhalten. Und der Gott Vishnu kämpfte auf seinem Rücken gegen die bösen Dämonen. Auch viele Indianerstämme verehrten ihn als Symbol für das Licht des Himmels. Bei den Azteken galt er als die Sonne selbst, bei den alten Griechen als der Geist des Göttervaters Zeus.

In der Universellen Lehre symbolisiert der Adler, "das mächtige, geflügelte Wesen im himmlischen Blau des Geistes“, die Geistseele und das Leben. Der fünfzackige Stern ist sein Zeichen. Auch in der Bibel wird er mehrfach erwähnt, so zum Beispiel in Offenbarung, 4. Kapitel, Vers 6 und 7: "Vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten im Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten. Das erste Tier war gleich einem Löwen, das andere Tier war gleich einem Kalbe, das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler.“

Leben aus einem neuen Element

Jan van Rijckenborgh schreibt in seinem Kommentar zu der Schrift "Die Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz“: "Der Adler, dieser König der Lüfte, gilt deshalb als Symbol für die Beherrscher des Elementes Luft, des Lebenselementes, das für jedes Geschöpf unentbehrlich ist. Der Adler symbolisiert also die Lebenssubstanz, die jeder Kandidat der göttlichen Mysterien nötig hat. (...) Es ist die unentbehrliche Lebenssubstanz, die wir in der Geistesschule auch Gnosis nennen." Und weiter erläutert van Rijckenborgh: "Die Gnosis ist es, die Sie für Ihre Seele, Ihren Seelenzustand, Ihre Seelenwiedergeburt nötig haben. ... Dann steigen Sie im Lebenden Körper empor und werden wie ein Adler das neue Element, aus dem Sie leben müssen, vollkommen beherrschen. So ergibt sich, dass der Adler das Symbol für die neue Seele und das neue Leben ist.“