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Die DNA und das Geheimnis der Menschwerdung

Die Erkenntnis, dass die DNA das Leben steuert, ist für das Selbstverständnis des Menschen und für sein Verständnis von Religion eine Herausforderung.

Sie kann ihn aber auf die Möglichkeit einer grundlegenden Veränderung seiner selbst vorbereiten.

"Statt als unglaublich kleine Wahrscheinlichkeit anzunehmen, das Leben sei durch blinde Naturkräfte entstanden, ist es näherliegend davon auszugehen, dass der Ursprung des Lebens in einer zielbewussten, intelligenten Handlung liegt“,

erklärten der Astronom Fred Hoyle und der Philosoph Anthony Flew im 20. Jahrhundert. Und weiter: "Die einzige gute Erklärung des Ursprungs des Lebens und der Kompliziertheit der Natur ist eine superintelligente, eine unbekannte, schöpferische Kraft.“

 

Religion verankert in den Genen

Doch was für eine Kraft kann das sein? Einige Neurobiologen orten die Gottesidee im Gehirn und sprechen vom Gottesfleck. Sie entdeckten, dass die Empfänglichkeit des Individuums für spirituelle Impulse mit dem Gen VMAT2 und somit der DNA-Struktur zusammenhängt. Die DNA, die Desoxyribonukleinsäure, kommt in allen Lebewesen vor, ist ein Biomolekül und Trägerin der Erbinformation.

Nach dieser Sicht hat die DNA etwas mit Religion zu tun, die im wahren Wortsinn tief im Menschen verankert ist – in seiner Struktur. Es gibt demnach im System des Menschen sozusagen einen Ort für Gott. Kabbala-orientierte Forscher erläutern, dass der Name der Gottheit als Code in jeder menschlichen Zelle enthalten sei. Sie verbanden Buchstaben aus dem alten hebräischen und arabischen Alphabet mit den Basiselementen der DNA – Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff: Der genetische Code des Menschen buchstabiert demnach den Namen der Gottheit. Und dieser Name ist dann, unabhängig von Kultur, Religion oder Status, in allen Menschen festgelegt.

Ein Gottesplan im Inneren des Menschen

Für den Menschen kann der Schöpfungsmythos in der Genesis der Bibel (1. Buch Mose) also eine ganz neue Bedeutung gewinnen, wenn er sie als Bild für die Entstehung der DNA liest. Dort wird beschrieben, wie viele Millionen Lebensformen kamen und gingen; wie sie sich in stets kompliziertere Lebensformen verwandelten, bis eine gewisse Intelligenz und ein Selbstbewusstsein entstanden. Aber stets – übernimmt man die vorangestellte Erkenntnis einiger Wissenschaftler – lag dem ein Plan Gottes im Innern des Menschen zu Grunde.

Nach allen Katastrophen, die ganze Zivilisationen hinwegfegten, haben die Überlebenden sich immer weiterentwickelt und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Bewusstsein ist entstanden. So lässt der Dichter Homer seinen Helden der griechischen Mythologie, Odysseus, sagen: "Ich bin“. Ausdruck des sich selbst bewussten Individuums. Jesus Christus sagte: "Das Reich Gottes ist in Euch.“ Und in der Renaissance entdeckten Giordano Bruno, Galileo Galilei und Johannes Kepler: Die Erde ist nicht Mittelpunkt des Alls, sie dreht sich um die eigene Achse. Außerdem ließ das Bild der blauen Erde im Weltall die Menschen erkennen, welch winzige Teilchen des großen Ganzen sie sind.

Das unsterbliche Prinzip im Menschen

Die Entdeckung, dass die DNA das Leben steuert, hat die Wissenschaft und die Sicht der Menschen auf sich selbst ebenfalls revolutioniert. Bis dato hatte der Mensch durch Erfahrungen ein Ich-Bewusstsein aufgebaut, das sich seiner selbst bewusst und zu intelligenter Selbsterkenntnis und selbstbestimmtem Handeln fähig ist. So dachte er. Durch die Entdeckung der DNA stellt sich jedoch die Frage, wie viel im Leben des Menschen bereits in den Genen angelegt ist und wie weit er sich selbstständig entwickeln kann. Darüber gibt es etliche wissenschaftliche Schriften.

Fügt man dem grundlegenden Wissen über diese Frage die gnostische Sicht auf den Menschen hinzu, dann ergibt sich noch ein ganz anderer Aspekt. Dann kann die gesamte Entwicklung der Menschheit als Vorbereitung für einen entscheidenden Bewusstseinssprung gesehen werden, der insbesondere in der heutigen Zeit – dem Aquarius-Zeitalter – realisiert werden kann. Das selbstbestimmte Ich, das gleichzeitig in seinen Genen gefangen ist, muss sich weiterentwickeln, indem es sich wegschenkt an das unsterbliche Prinzip in seinem Wesen. Dadurch verwandelt sich der Mensch grundlegend.

Prozess der Verwandlung

Denn der Mensch ist mehr als sein stofflicher Körper, er ist ein System, ein Mikrokosmos, wie die Rosenkreuzer sagen. Er lebt als sterblicher Mensch in einer unsterblichen, mikrokosmischen Kugel. In seinem Körper gibt es ebenfalls einen göttlichen, ewigen Kern: das Uratom. Es ist ein Überbleibsel aus der göttlichen Welt, aus der er gefallen ist.

Durch die Erkenntnisse der heutigen Zeit hat der Mensch die Möglichkeit, sich seiner zwar selbstbestimmten Entwicklung, aber gleichzeitig seiner Beschränkungen bewusst zu werden. Dadurch hat er die Möglichkeit, sich dem Prozess einer vollkommenen Verwandlung, der Transfiguration, anzuvertrauen und so Anteil an der göttlichen Welt zu erhalten. Das ist nur mit einer neuen Seele möglich. Daher geht es für den Menschen, der sich in sich selbst gefangen weiß, darum, diese neue Seele zu entwickeln. Anknüpfungspunkt ist der göttliche Urkern, der sich für die Kraft Gottes öffnen muss. Das muss der Mensch bewusst erstreben und bereit sein, sein Ich dafür wegzuschenken.

Der entscheidende Bewusstseinssprung

Durch diesen Prozess erschafft sich die neue Seele dann – im Ätherischen des Mikrokosmos – einen neuen Körper, den unsterblichen Seelenkörper, und erschließt dem Bewusstsein eine neue Dimension des Seins. Sie ermöglicht das Erfahren der All-Einheit. Dann hat sich der entscheidende Bewusstseinssprung vollzogen. Mit dem Besitz des neuen Seelenkörpers beginnt die Reise des Menschen zurück in eine immer höhere, mit dem gewöhnlichen menschlichen Bewusstsein nicht greifbare Dimension. So geht der Mensch "von Kraft zu Kraft“ und "von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“, wie es in der Bibel heißt.

Wenn ein Mensch diese Aufgabe als die für ihn bestimmte erkennen kann, trägt er eine große Verantwortung. Die Verantwortung, in Freiheit den Entschluss zur Rückkehr in die göttliche Welt zu fassen und den Entwicklungsweg zur wahren Menschwerdung zu gehen, der ihn vollkommen verwandelt.