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Der gnostische Magier

Jeder Mensch trägt in seinem Wesen zwei Baupläne für sehr verschiedene Lebensarchitekturen.

Der Eine wird sichtbar mit der Geburt und begleitet eine endliche Lebensgeschichte. Der Andere erzählt die unendliche Geschichte des gnostischen Magiers.

Sein Spiel mit den Kräften erzählt Geschichten von Sieg und Niederlage. Sein Blick schweift, durch Liebe und Weisheit getragen, bis an das Ende der Welt, überblickt Gutes und Böses, Schönheit und Hässliches.
Es ist eine tiefe Sehnsucht, die Menschen durch das Leben treibt. Die Sehnsucht nach dem, was man nicht hat, die Jagd nach Träumen, die nicht Wirklichkeit werden wollen. Die Bilder beschäftigen oft das ganze Leben, verhindern die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Diese Träume sind letztlich der Stoff, aus dem die Magie gemacht ist.

Entsprechend der Träume, die hell und dunkel sein können und oft alle Nuancen dazwischen tragen, kann auch Magie hell und dunkel sein und alle Schattierungen beinhalten. Der Magier ist der Mensch hinter dem Menschen. Hier im Leben hat er seine Geschichte, ist er wahrnehmbar. Er teilt sich mit durch Atmosphäre, durch Sympathie und Antipathie. Die Ergebnisse dieser Magie hinterlassen überall auf der Erde ihre Spuren und machen die Geschichte der Menschheit sichtbar.

Die Vision der Vollkommenheit

Der zweite Bauplan beinhaltet die Vision einer Vollkommenheit. Er zeichnet die Architektur eines Menschen, der die Grenzen der täglichen Welt überwindet. Dieser andere Magier kann sehr mächtig werden und bleibt doch unsichtbar. Seine Geburt kann jeden Tag stattfinden, sobald der innere Raum dafür vorhanden ist. Dann wird der Mensch ein zweites Mal geboren. Während der Erstgeborene diesen inneren Raum schafft, indem er mit dem Licht arbeitet, wirkt der Zweimalgeborene durch das Licht.

Man könnte meinen, dass Michael Ende in seinem Phantasy Roman "Die unendliche Geschichte“ diesen Menschen nachzeichnet, der den Weg der Verwandlung geht. In dem Kapitel über das Orakel beschreibt er einen Menschen, der drei Bedingungen erfüllt: Er hat alle Rätsel dieser Welt gelöst. Er schaut unerschrocken und ruhig in einen Spiegel, der ihm seine wahre Natur enthüllt und er hat die letzte Absicht gelebt, die sich in der Tiefe seines Wesens gebildet hat. Diese drei Bedingungen ermöglichen ihm die Rückkehr zu einem kindlichen Herzen, das der Stimme der Stille lauscht und absichtslos dienend am Lauf der Welt teilnimmt.

Leben aus einem anderen Stoff

Der Magier, der diese Entwicklung ermöglicht, ist aus einem anderen Stoff gemacht. Die Substanz ist fein, subtil und durchdringt diese Welt, ohne sich mit ihr zu verbinden. Er baut einen Menschen, der in seinem Herzen Zeit und Ewigkeit verbindet. Seine Nahrung ist das Wasser des Lebens. Dieses Symbol ist uralt und begleitet die Menschheit seit Beginn ihrer Entwicklung. Das Wasser des Lebens erschafft einen Körper, der in dieser Welt wirken kann, ohne noch mit ihr verbunden zu sein.

Sein Lebensschwerpunkt verlagert sich in sein Herz. Von dort zirkuliert das Wasser des Lebens durch das Wesen und verbindet die beiden magischen Zentren, Herz und Haupt, wieder zu einer harmonischen Einheit. Idee und Liebe treten wieder in harmonische Wechselwirkung zueinander und verbinden sich mit dem Heiligtum des Lebens, das die Pforte zur Wirbelsäule bildet. Bis jetzt wird die Wirkung der Lebenskraft in der Wirbelsäule immer als eine schlafende Schlange dargestellt, die sich in den Schwanz beißt. Wenn sich das Tor am Ende der Wirbelsäule öffnet, dann erwacht die Schlange und richtet sich auf. Nun füllt sich die Wirbelsäule mit einer feurigen Kraft, mit der der Magier auf vollkommen neue Art wirken kann.

Sein Lebenselixier ist die Harmonie der gesamten Schöpfung. Sein Wesen ist eine unendliche Geschichte.