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Die Chinesische Gnosis (29 bis 31)

Kommentare zum Tao Teh King von Lao Tse

Allein eine lebende Seele lässt den Menschen anders sein, als er von Natur aus ist. Deshalb ist deren Verwirklichung der einzige, befreiende Weg. So beschreiben es Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri in ihren Kommentaren zum Tao Teh King.

Kapitel 29

Wenn der Mensch das Reich
durch Aktionen vervollkommnen will,
sehe ich, dass es ihm nicht gelingt.

Das Reich ist eine heilige Opfervase,
an der man nicht arbeiten darf.

Arbeitet man daran,
dann verdirbt man sie.

Greift man danach,
dann verliert man sie.

Darum gibt es Menschen,
die vorausgehen und die folgen,
die erwärmen und die erkalten,
die stark sind und die schwach sind,
die sich bewegen und die still stehen.

Darum verwirft der Weise die Übertreibung,
den Überfluss und die Pracht.

Der Gottesfunke – die Monade

Die heilige Opfervase, die planetare Zwei-Einheit ist in vielen Menschheitsperioden der Vorbereitung entstanden, ganz in Übereinstimmung mit dem Gang der monadischen Menschwerdung. Um die ganze Prozedur der Involution über den Zustand des Nadirs, des Tiefpunktes zur Evolution, der Wiederaufwärts-Entwicklung anzudeuten und so die heilige Opfervase vollständig darzustellen, spricht die gnostische Philosophie von sieben Kugeln und damit von sieben Gestalten der planetaren Zwei-Einheit. Sie müssen daher einsehen, dass die Welt, in der wir leben, ein verhältnismäßig kleiner, abgeschlossener Raum innerhalb der heiligen Opfervase, der Zwei-Einheit, ist. Die heilige Opfervase selbst ist unantastbar. Sie befindet sich in einem Zustand absoluter Vollkommenheit. Daran braucht nicht mehr gearbeitet zu werden und gewiss nicht durch einen naturgeborenen Menschen, der noch in seinem astralen Selbst gefangen ist. Es ist deshalb das einzig Notwendige, dass der Mensch, der es wirklich von innen her erkennt, sich durch Selbstverwirklichung aus dem Abgrund des Todes befreit.

 

Kapitel 30

Sie,
die dem Herrscher über Menschen
in Tao helfen,
unterwerfen das Reich
nicht mit Waffengewalt.

Was man den Menschen antut,
erhält man auf dieselbe Weise zurück,
wie es gegeben wurde.

Überall wo Heerlager gewesen sind,
wachsen Dornen und Disteln.

Auf große Feldzüge folgen gewiss
Jahre der Hungersnot.

Der wahrhaft Gute
führt mit Erfolg einen Schlag aus
und hört dann auf,
aber wagt nicht,
mit roher Gewalt weiterzugehen.

Er führt einen guten Schlag aus,
aber er erhebt sich nicht.

Er führt einen guten Schlag aus,
aber er rühmt sich dessen nicht.

Er führt einen guten Schlag aus,
aber er ist nicht stolz darauf

Er führt einen guten Schlag aus,
aber nur, weil er nicht anders kann.

Er führt einen guten Schlag aus,
will aber nicht stark und gewaltig wirken.

Auf dem Höhepunkt ihrer Kraft
werden die Menschen und Dinge alt.

Das bedeutet, dass sie nicht Tao gleich sind.
Und was nicht Tao gleich ist,
nimmt bald ein Ende.

Die Kraft des universellen Lebens

Seit den Tagen Lao Tse’s sind gewaltige Katastrophen über die Menschheit hereingebrochen. Und die Gewalt nahm stets an Umfang zu. Stets mehr wurde und wird für jene bewiesen, die Ohren haben, um zu hören und Augen, um zu sehen, dass man das Reich der Menschheit nicht mit Waffengewalt reorganisieren kann. Was man den Menschen antut, erhält man auf die gleiche Weise zurück. Was Sie sind, ziehen Sie an. Daher muss der Mensch, der das einsieht, die eigene Wesenheit vollkommen mit den Forderungen des Pfades in Übereinstimmung bringen. Außerdem muss er damit beginnen, Gedanken und Gefühle der Kritik oder Opposition nicht mehr auszusenden. Sowohl im privaten Bereich als auch im allgemeinen Sinn muss der Mensch oder die Menschengruppe in erster Linie jede Kritik vermeiden. Warum? Aus ethischen Erwägungen? Weil Kritik oft so hässlich und peinlich ist? Nein, lieber Leser, weil jeder kritische Gedanke oder jede kritische Gefühlswirksamkeit eine damit übereinstimmende astrale Radiation, eine astrale Reaktion erweckt.

 

Kapitel 31

Die besten Waffen sind Instrumente des Unheils.

Alle verachten sie.
Sie, die Tao besitzen,
halten sich daher nicht damit auf.

In der Wohnung des Weisen
ist der linke Platz der Ehrenplatz.
Wer Soldaten gebraucht, ehrt den rechten Platz.

Waffen sind Instrumente des Unheils,
keine Instrumente des Weisen.

Er gebraucht sie nur,
wenn er nicht anders kann.
Stille und Ruhe sind für ihn das Höchste.

Siegt er, dann freut er sich nicht darüber,
denn sich darüber freuen würde bedeuten,
etwas vom Menschen-Totschlagen zu halten.

Und wer etwas vom Totschlagen hält,
kann niemals sein Ziel in der
guten Regierung des Reiches erreichen.

Für alles, was Glück bringt,
ist der linke Platz der höchste;
für alles, was Unglück bringt,
ist es der rechte Platz.

Der Unterbefehlshaber nimmt den linken Platz ein,
der Oberbefehlshaber den rechten.

Das heißt, man setzt sie
nach den Zeremonien des Trauergottesdienstes.

Wer viele Menschen getötet hat,
muss über sie trauern und weinen.

Wer eine Feldschlacht gewonnen hat,
den muss man so setzen,
wie bei den Zeremonien für die Toten.

Der Mensch ist an eine Grenze gelangt

Es gab also eine Zeit, da alle, wirklich alle, in welcher Form auch immer, alle, die den Geist suchten, Waffen verachteten. Jene, die wirklich Tao besaßen, konnten sich unmöglich damit aufhalten. Muss man daraus nicht einige Schlussfolgerungen ziehen? (…) Die Bergpredigt zeigt uns einen Menschen, der in jeder Hinsicht anders ist und handelt als der naturgeborene Mensch. Um so zu leben, so zu sein, muss man von der Seelengeburt ausgehen, vom lebenden Seelenzustand. Strengen Sie sich also an, um diesen lebenden Seelenzustand zu besitzen. Bereiten Sie sich darauf vor, diese Kraft über Böse und Gute auszustrahlen. Auf dieser gewaltigen Magie basiert nämlich die Lebenshaltung, die von Ihnen erwartet wird. Eine solche Praxis ist in einer Zeit wie der heutigen dringend notwendig. Es ist die einzige Möglichkeit, um für Welt und Menschheit etwas zu tun, nämlich die Mobilisation der Kraft der Liebe.