Allein eine lebende Seele lässt den Menschen anders sein, als er von Natur aus ist. Deshalb ist deren Verwirklichung der einzige, befreiende Weg. So beschreiben es Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri in ihren Kommentaren zum Tao Teh King.
Kapitel 29
Wenn der Mensch das Reich
durch Aktionen vervollkommnen will,
sehe ich, dass es ihm nicht gelingt.
Das Reich ist eine heilige Opfervase,
an der man nicht arbeiten darf.
Arbeitet man daran,
dann verdirbt man sie.
Greift man danach,
dann verliert man sie.
Darum gibt es Menschen,
die vorausgehen und die folgen,
die erwärmen und die erkalten,
die stark sind und die schwach sind,
die sich bewegen und die still stehen.
Darum verwirft der Weise die Übertreibung,
den Überfluss und die Pracht.
Kapitel 30
Sie,
die dem Herrscher über Menschen
in Tao helfen,
unterwerfen das Reich
nicht mit Waffengewalt.
Was man den Menschen antut,
erhält man auf dieselbe Weise zurück,
wie es gegeben wurde.
Überall wo Heerlager gewesen sind,
wachsen Dornen und Disteln.
Auf große Feldzüge folgen gewiss
Jahre der Hungersnot.
Der wahrhaft Gute
führt mit Erfolg einen Schlag aus
und hört dann auf,
aber wagt nicht,
mit roher Gewalt weiterzugehen.
Er führt einen guten Schlag aus,
aber er erhebt sich nicht.
Er führt einen guten Schlag aus,
aber er rühmt sich dessen nicht.
Er führt einen guten Schlag aus,
aber er ist nicht stolz darauf
Er führt einen guten Schlag aus,
aber nur, weil er nicht anders kann.
Er führt einen guten Schlag aus,
will aber nicht stark und gewaltig wirken.
Auf dem Höhepunkt ihrer Kraft
werden die Menschen und Dinge alt.
Das bedeutet, dass sie nicht Tao gleich sind.
Und was nicht Tao gleich ist,
nimmt bald ein Ende.
Kapitel 31
Die besten Waffen sind Instrumente des Unheils.
Alle verachten sie.
Sie, die Tao besitzen,
halten sich daher nicht damit auf.
In der Wohnung des Weisen
ist der linke Platz der Ehrenplatz.
Wer Soldaten gebraucht, ehrt den rechten Platz.
Waffen sind Instrumente des Unheils,
keine Instrumente des Weisen.
Er gebraucht sie nur,
wenn er nicht anders kann.
Stille und Ruhe sind für ihn das Höchste.
Siegt er, dann freut er sich nicht darüber,
denn sich darüber freuen würde bedeuten,
etwas vom Menschen-Totschlagen zu halten.
Und wer etwas vom Totschlagen hält,
kann niemals sein Ziel in der
guten Regierung des Reiches erreichen.
Für alles, was Glück bringt,
ist der linke Platz der höchste;
für alles, was Unglück bringt,
ist es der rechte Platz.
Der Unterbefehlshaber nimmt den linken Platz ein,
der Oberbefehlshaber den rechten.
Das heißt, man setzt sie
nach den Zeremonien des Trauergottesdienstes.
Wer viele Menschen getötet hat,
muss über sie trauern und weinen.
Wer eine Feldschlacht gewonnen hat,
den muss man so setzen,
wie bei den Zeremonien für die Toten.
Der Gottesfunke – die Monade
Sie müssen daher einsehen, dass die Welt, in der wir leben, ein verhältnismäßig kleiner, abgeschlossener Raum innerhalb der heiligen Opfervase, der Zwei-Einheit, ist. Die heilige Opfervase selbst ist unantastbar. Sie befindet sich in einem Zustand absoluter Vollkommenheit. Daran braucht nicht mehr gearbeitet zu werden und gewiss nicht durch einen naturgeborenen Menschen, der noch in seinem astralen Selbst gefangen ist.
Es ist deshalb das einzig Notwendige, dass der Mensch, der es wirklich von innen her erkennt, sich durch Selbstverwirklichung aus dem Abgrund des Todes befreit.