Skip to content

Corpus Hermeticum I

Pymander, Vers 61-73, Kommentare aus der Ägyptischen Ur-Gnosis

Der Lobgesang des Hermes ist eine der eindrucksvollsten Passagen des Corpus Hermeticum, 1. Buch. Der Dialog zwischen Hermes und Pymander geht in den Versen 61-73 außerdem über den erhabenen Plan, das Verkünden der Botschaft, Einkehr und Freude.

Der erhabene Plan

61. »Du hast mich, o Gemüt, all diese Dinge genau so gelehrt, wie ich es wünschte. Aber erzähle mir nun noch, wie der Weg empor sich entwickelt.«

62. Hierauf antwortete Pymander: »Zuerst wird, im Auflösungsprozess des Stoffkörpers, dieser Körper der Veränderung übergeben, und die Form, die du hattest, wird dann nicht mehr gesehen. Du übergibst dein gewöhnliches Ich, das fortan ohne Tätigkeit ist, dem Dämon; die körperlichen Sinne kehren zurück zu ihrem Ursprung, dessen Teil sie wieder werden, und sie werden erneut eins mit dessen Tätigkeiten, während die Trieb- und Begierdenkräfte zur vernunftlosen Natur zurückkehren.

63. Also fährt der Mensch weiter aufwärts durch die verbindende Kraft der Sphären. Dem ersten Kreis überlässt er die Kraft des Zunehmens und des Abnehmens, dem zweiten Kreis die Fähigkeit zum Bösen und die ohnmächtig gewordene List, dem dritten Kreis die fortan machtlose Täuschung der Verlangen, dem vierten Kreis die Eitelkeit der Herrschsucht, die nicht mehr befriedigt werden kann, dem fünften Kreis den gottlosen Übermut und die brutale Unbesonnenheit, dem sechsten Kreis die dadurch wirkungslos gewordene Gebundenheit an Reichtümer, dem siebenten die stets Fallen stellenden Lügen.

64. Wenn er sich dann so alles dessen entledigt hat, was aus der zusammenwirkenden Kraft der Sphären hervorgegangen war, tritt er, nur im Besitz seiner eigenen Kraft, in die achte Natur ein und singt mit allen, die dort sind, Hymnen zum Lobe des Vaters; und alle freuen sich mit ihm über seine Anwesenheit.

65. Wenn er ihnen gleich geworden ist, vernimmt er Hymnen, die von gewissen Kräften, die sich über der achten Natur befinden, zum Lobe Gottes gesungen werden. Und dann steigen sie in rechter Ordnung zum Vater auf, geben sich selbst den Kräften preis und gehen, ihrerseits zu Kräften geworden, in Gott ein. Dieses ist das gute Ende für jene, welche die Gnosis besitzen: dass sie Gott werden.

Das Verkünden der Botschaft

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd 1: Unabweisbare Kreisläufe

In der gesamten dialektischen Alloffenbarung gilt das gleiche Gesetz: das Gesetz der Zermahlung, der Zerbrechung, des Entstehens, Blühens und Vergehens und der fortdauernden Kreisläufe. Die Dinge kommen und gehen und kehren stets wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Eine fortwährende Umsetzung der Elemente, der Materie, findet im dialektischen Universum statt. (…) Es ist eine Naturordnung, deren Wirksamkeit Fatum oder Schicksal genannt wird, so sagt Pymander und weist damit auf das fundamentale Gesetz, auf das Wesen der unabweisbaren Kreisläufe hin. Im Wesen der Dialektik als siebentes kosmisches Gebiet können wir dennoch eine hohe Ordnung erkennen, einen großartigen erhabenen Plan, der eng mit den sechs anderen kosmischen Gebieten zusammenhängt. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.57/58

66. Aber (…) was zögerst du nun? Gehst du nun, da du alles von mir empfangen hast, nicht zu jenen, die es wert sind, um ihnen als Führer zu dienen, damit dank deiner Vermittlung das menschliche Geschlecht durch Gott gerettet werden möge?«

67. Als Pymander das gesagt hatte, vermischte er sich vor meinen Augen mit den Kräften. Und ich, der ich nun mit Kraft bekleidet und belehrt war über die Art des Alls und die erhabene Vision, dankte und pries den Vater aller Dinge. Ich begann, den Menschen die Schönheit des auf Gott gerichteten Lebens und der Gnosis zu verkündigen:

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd 1: Mit Kraft bekleidet

Wer ein hermetischer, seelengeborener Mensch geworden ist, kann nicht mehr untätig sein im Allgeschehen. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.94

Kommt zur Einkehr

68. »O, ihr Völker, ihr Menschen, die ihr aus der Erde geboren seid und euch dem Rausch und dem Schlummer und der Unwissenheit über Gott ergeben habt, werdet doch nüchtern und hört auf, euch in der Verkommenheit zu wälzen, verzaubert, wie ihr seid, durch einen tierischen Schlaf.«

69. Als sie das hörten, kamen sie einmütig zu mir. Und ich sprach weiter: » O, ihr Erdgeborenen, warum habt ihr euch dem Tod übergeben, derweil ihr Macht habt, an der Unsterblichkeit teilzuhaben? Kommt zur Einkehr, die ihr in der Täuschung wandelt und die Unwissenheit als Führer angenommen habt. Befreit euch von dem dunklen Licht und nehmt teil an der Unsterblichkeit, indem ihr für immer Abschied nehmt vom Verderben.«

70. Einige von ihnen verspotteten mich und gingen fort; denn sie waren auf dem Weg des Todes. Aber andere, die sich vor mir auf die Knie geworfen hatten, flehten mich an, sie zu unterrichten. Ich richtete sie auf und wurde ein Führer des menschlichen Geschlechts, indem ich sie lehrte, auf welche Weise sie gerettet werden könnten. Ich säte in sie die Worte der Weisheit, und sie wurden gelabt mit dem Wasser der Unsterblichkeit.

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd 1: Das lebendige Lichtprinzip

Der Lichtfunke, der einmal vollkommenes Licht war, liegt auch in Ihnen versunken, als ein Lichtfünkchen, als ein »Samenkorn Jesu«. Auch Sie können also teilhaben am mächtigen Rettungsplan. Aber bevor Sie mit diesem Prozess beginnen, bevor Sie die Wasser teilen können, sodass links und rechts zu unterscheiden sind, müssen Sie das Herzheiligtum reinigen, müssen Sie den Geist, Pymander, in das Herzheiligtum einlassen, damit das Lichtprinzip in Ihnen lebendig wird. So müssen Sie sich vollkommen Ihrer Berufung weihen. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.65

71. Als es Abend geworden und das Licht der Sonne beinahe verschwunden war, forderte ich sie auf, Gott zu danken. Und nachdem sie die Danksagung vollbracht hatten, kehrten alle zu ihren Herdstätten zurück.

Die höchste Freude

72. Ich jedoch schrieb Pymanders Wohltat in mich; und als ich ganz erfüllt davon war, kam die höchste Freude über mich. Denn der Schlaf des Körpers war die Nüchternheit der Seele geworden, das Schließen der Augen zum wahrhaftigen Schauen, das Schweigen wurde mir zur Schwangerschaft des Guten und das Austragen des Wortes zu fruchtbaren Taten des Heils. Dieses ist alles zu mir gekommen, weil ich von Pymander, meinem Gemüt, dem aus sich selbst seienden Wesen, das Wort des Anfangs empfangen habe. So bin ich nun erfüllt vom göttlichen Atem der Wahrheit. Darum weihe ich nun mit meiner ganzen Seele und all meinen Kräften diesen Lobgesang Gott dem Vater:

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd 1:

Stellen Sie sich vor, dass die astrale Sphäre im Moment völlig rein wäre und dass die universelle gnostische Kette dieses ganze Feld mit ihren Kräften und Lehrsätzen laden würde. Dann könnten Sie, wenn Sie beim Schlafengehen mit dem astralen Selbst heraustreten, sich an all diesen herrlichen Kräften laben, an all diesen reinen Bilderfolgen, die von der universellen Bruderschaft zu unserem Nutzen in der astralen Sphäre ausgebreitet wurden. Dann würden Sie beim Erwachen all das Empfangene, all diese unterstützende Herrlichkeit mit in das Wachbewusstsein zurückbringen und so von innen her den Gewinn daraus ziehen. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.110/111 Diese Einatmung, diese Ruhe, ist also auch eine intensive Arbeit. Die Assimilation gnostischer Kräfte, die für die Ausführung der Arbeit notwendig sind, erfordert vom Arbeiter, vom Kandidaten, eine andere Einstellung und einen anderen körperlichen Zustand als die Ausstrahlung der Kräfte. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.100

Lobgesang des Hermes

73. »Heilig ist Gott, der Vater aller Dinge.
Heilig ist Gott, dessen Wille sich durch seine eigenen Kräfte vollzieht.
Heilig ist Gott, der erkannt sein will und erkannt wird von denen, welche Ihm angehören.
Heilig bist du, der du durch das Wort alles ins Dasein gerufen hast.
Heilig bist du, nach dessen Bild die All-Natur geworden ist.
Heilig bist du, den die Natur keineswegs erschaffen hat. Heilig bist du, mächtiger als alle Mächte.
Heilig bist du, vortrefflicher als alles, was ist.
Heilig bist du, über alles Lob erhaben.
Nimm die reinen Opfer an, die durch das Wort in meiner Seele und meinem Herzen erweckt wurden, die sich zu dir richten, o Unaussprechlicher, o Unnennbarer, dessen Namen nur die Stille auszusprechen vermag.
Leihe dein Ohr mir, der ich bitte, dass ich niemals von der Gnosis, der wahren Erkenntnis, die meinem Kernwesen eigen ist, getrennt werden möge.
Neige dich zu mir und erfülle mich mit deiner Kraft: Ich werde mit dieser Gnade das Licht allen jenen aus meiner Rasse bringen, die in Unwissenheit leben, meinen Brüdern, deinen Söhnen. Ja, ich glaube und bezeuge mit meinem Blut: Ich gehe zum Leben und zum Licht.
Sei gepriesen, o Vater, dein Mensch will mit dir heiligen, wozu du ihm alle Macht gegeben hast.«

Kommentar Ägyptische Urgnosis Bd 1: Die Naturgestalt trägt ein Kreuz

Wer das gereinigte Herz für die Gnosis öffnet, öffnet sein Wesen für den Vollkommenen. Wer die Kraft der Vollkommenheit empfangen darf, empfängt sie für ein zweifaches Ziel. Einerseits erweckt die Berührung den wahren Menschen im System und versieht ihn mit unentbehrlicher Nahrung, schenkt ihm erneut eine Lebensmöglichkeit. Andererseits muss in der Kraft dieser Berührung der hemmende Zustand der Naturgeburt vernichtet und durch einen anderen Trägerkörper ersetzt werden. Die Naturgestalt trägt also ein Kreuz, das Kreuz des Untergangs, aber auch das Kreuz der Wiedergeburt, der Transfiguration. Ägyptische Urgnosis Band 1, S.104